Mittwoch, 16. Dezember 2009

Advent im Sommer

In letzter Zeit sind hier leider wieder einige Malheuritäten passiert... Als ich eines morgens meine Wachteleier einsammeln wollte, fand ich das Gehege zerstört vor und von den 9 Wachteln war keine Spur mehr. In der Nacht hatten sich wohl ein paar wilde Hunde an ihnen vergriffen.
Doch damit nicht genug; am darauffolgenden Morgen war auch noch der Papageienkäfig aufgebrochen und auch von Papagei keine Spur mehr. Und das gerade jetzt, wo meine Loly angefangen hat zu fliegen... =(

Am Wochenende gings dann aufs Daddy Yankee Konzert. Der ist hier so etwas wie der König des Reguetons, was hier jeder hört. Doch als ich auf dem Konzert kurz telefonierte, wurde mir von hinten das Handy aus der Hand gerissen. Als ich mich umdrehte war die Person schon verschwunden. So langsam summieren sich die Verluste durch Diebstahl bei mir doch etwas zusammen... 2 Handys, Digitalkamera, 300 000Guaranies...

Ich dachte jedenfalls, dass es jetzt ja nicht mehr schlimmer kommen kann. Doch das Sahnehäubchen kam dann am nächsten Tag.
Morgens war blauer Himmel und Sonnenschein, sodass ich mich mit dem Laptop nach draußen setzte um Mails zu checken. Dödelig wie ich bin, vergaß ich ihn natürlich wieder mit rein zu nehmen. Leider schwenkte das Wetter, wie so oft, spontan um und es regnete und stürmte den ganzen restlichen Tag. Erst abends bemerkte ich, dass ich den Laptop draußen vergessen hatte.
Natürlich baute ich ihn sofort auseinander und ließ ihn 2 Tage (voller Bangen) vor dem Ventilator trocknen. Und tadaaa er funktioniert wieder einwandfrei! =) Que suerte!

Am 8. Dezember fand in der Nachbarstadt Caacupé eine Messe statt, zu der jedes Jahr Millionen von Paraguayer pilgern. Dieses Jahr machten sich 3 Millionen (Paraguay hat ca 6 Millionen Einwohner) Paraguayer auf den Weg in diese Stadt. Auch ich ließ mir dieses Spektakel nicht entgehen und pilgerte Montag nachts von 3 bis 8 Uhr die 23 Kilometer zu dieser Stadt. Die immensen Mengen an Menschen auf dem Weg und dort waren echt beeindruckend!

Diese Woche haben wir ein zweitägiges campamento für die älteren Cantera-Kinder (11-15 Jahre) organisiert. Wir bastelten mit ihnen Sterne, bauten Lebkuchenhäuser, spielten Spiele und schauten vorm schlafen gehen noch einen Film. Während die Kinder sich mit dem Film vergnügten, habe ich mit Rivka am Lagerfeuer Weihnachtslieder gesungen und dazu Gitarre gespielt. War nur irgendwie ominös, 12 Uhr nachts oberkörperfrei bei 29 Grad "Leise rieselt der Schnee" zu singen...
Die Nacht wurde dann im Zelt verbracht, bzw ich in der Hängematte.

Am darauffolgenden Tag haben wir die kleineren Kinder zum Plätzchen backen eingeladen. Diese werden wir mitsamt den Lebkuchenhäusern am Sonntag verspeisen, da wir dort alle Cantera-Familien zu einem kleinen Fest hier eingeladen haben. Außerdem werden wir Lebensmittelkörbe und Schweinefleisch vom heute geschlachteten Schwein verteilen. So können sich die Familien an Weihnachten einen Braten zubereiten.

Sooo und am Montag geht es dann los mit meiner Reise durch Südamerika. Über Weihnachten habe ich mir mit noch ein paar Freunden für eine Woche ein Ferienhaus in der Nähe Buenos Aires' gemietet. Dieses steht auf einer kleinen Insel auf dem Tigre.
Nachdem ich Silvester wahrscheinlich in Buenos Aires verbringen werde, reise ich danach mit zwei Freunden weiter. Geplant sind Nord-Chile, Süd-Peru, Bolivien und der Chaco Paraguays. Jedoch werden wir wahrscheinlich eher spontan und der Nase nach den Kontinent erkundigen.
Zum Schluss habe ich noch das Zwischenseminar im Dreiländereck Brasilien, Paraguay, Argentinien.
Insgesamt werde ich also einen Monat lang unterwegs sein.

Auf dem mittleren Bild sieht man Alberto und Elizabeth (zwei der Cantera-Kinder) mit ihrem Obststand am Straßenrand, wo sie jeden Tag die leckeren Früchte verkaufen. Eine Ananas kostet 20Cent und eine Wassermelone (ca 5 Kilogramm) 70Cent.

Auf dem unteren Bild sieht man eine Indigene Familie, die selbstgemachten Schmuck und Papageien verkauft.

Montag, 30. November 2009

Die Stadt in der es alle gibt...




Freitag Mittag stiegen wir in den Bus gen Ostparaguay und trafen 4 Stunden später in Ciudad del Este ein. Benny und Nina (zwei Freunde) warteten schon auf uns und so machten wir uns erstmal auf die Suche nach einer billigen Übernachtungsmöglichkeit. Wir fanden auch recht schnell ein Hotel mit einem Viererzimmer, das pro Person 8 Euro kostete (inkl. Frühstück). Ganz gediegen.

Jau, dann haben wir also das Gepäck auf unserem Zimmer abgelegt und das Nachtleben in deser beeindruckenden Stadt genossen. Den Samstag verbrachten wir mit Bummeln, Shoppen und Bewundern des immensen Chaoses dieser krassen Stadt. Dazu muss gesagt werden, dass Ciudad del Este den größten Schwarzmarkt Südamerikas hat und auch einer der größten der Welt. Echt krass, über Kleidung, Elektronikgeräte, Gewehre, Elektroschocker und Schmuck gibt es echt alles und dazu noch total billig.

Auch eine neue Digitalkamera habe ich mir geleistet =)

Dazu steht an fast jeder Ecke ein Security mit einer übertrieben großen Shotgun, kugelsicheren Weste und Messer. Das übertrifft sogar die Polizisten aus Asunción mit ihren Gewehren.

Doch trotz mehrfacher Warnungen von Taxifahren und Polizisten, die Straßen nachts zu meiden und nur in Großgruppen unterwegs zu sein, wurden wir zum Glück nicht überfallen.

Sonntag morgens machten wir uns auf zum Itaipu Staudamm. Verdammt beeindruckend. Dabei handelt es sich um den größten Staudamm der Welt, größer als der Drei-Schluchten-Staudamm. 2008 hat er so viel Energie „produziert“, dass man damit die ganze Welt 2 Tage mit Strom versorgen könnte. Und schon mit einer der 20 Turbinen könnte man eine 2-Millionen-Einwohner-Stadt mit Energie versorgen.

Dies wurde uns alles in einem Kurzfilm und einer anschließenden Bustour durch das Gelände und über die Staumauer erklärt. Die Staumauer ist übrigens über 8km lang.

Nach diesem beeindruckenden Erlebnis ging es direkt zum nächsten weiter. Mit dem Taxi fuhren wir zum Franco-Wasserfall. Der Fluss ist ein Seitenarm des Río Paraná und schlängelt sich durch dichte Waldgebiete. Bei 40 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit kam man sich vor wie in den Tropen. Auch die Fauna war total beeindruckend, es gab hunderte von Schmetterlingen und Spinnen in allen Größen und Farben.

Nachmittags fuhren wir dann zum Terminal und schnappten uns den erstbesten Bus nach Hohenau. Der war auch sehr billig, jedoch auch dementsprechend ausgestattet. Klimaanlage und Lüftung waren kaputt, was bei den Temperaturen etwas unangenehm war. Außerdem durfte man sich nicht zu stark auf den Armlehnen aufstützen, da diese sonst abbrachen. Läuft, das ist Paraguay ;)


Jetzt bin in Hohenau, bei Benny und Nina´s Projekt und warte auf einen Anruf von Lisa, meiner Gastmutter. Die ganze Familie wollte nämlich einen 2-tägigen Ausflug nach Ostparaguay machen. Wenn alles klappt, werden wir uns also irgendwo hier in der Gegend treffen, sodass ich mit ihnen weiterreisen werde.

Mittwoch, 18. November 2009

Das erste Ei!!


Heute haben die Wachteln doch tatsächlich die ersten Eier gelegt! Die sind bisher zwar nur so groß wie Kolibri-Eier, aber das wird schon noch. Das ist erst der Anfang meiner gigantischen Wachtel-Zucht!! In dem umzäunten Gehege unter Palmen ist noch genug Platz für Nachkommen.

Außerdem habe ich seit gestern ein Papageien-Baby, das ich nun großziehen und dressieren will. Loly heißt sie. Da sie noch sehr klein ist, muss ich sie alle paar Stunden mit dem Löffel füttern. Dafür sitzt sie den ganzen Tag treu auf meiner Schulter und begleitet mich. =) Ich bin mal gespannt, wann sie das erste Wort spricht.

Auch an die Monster-Bienen hatte ich mich letzte Woche nochmals rangewagt. Dick vermummt, mit Gummistiefeln, Jeans, Kapuzenpulli, 2 Paar Handschuhen, Schleier, Schal und Ganzkörper-Schutzanzug. Und das bei 40 Grad... Ich hatte jedoch noch nicht mal den Kasten geöffnet, als schon tausende von den Biestern um mich herum schwirrten. Als es dann auch noch 7 Bienen irgendwie unter meinen Schleier schafften und mich ins Gesicht stachen, gab ich auf und machte mich auf die Flucht. Eine halbe Stunde (!) lief ich durchs Gelände, bis ich die Bienen abwimmeln konnte, die mich verfolgten. Und das bei der Hitze mit voller Montur.
Auch die folgenden Stunden konnte man sich kaum draußen aufhalten, da es überall von aggressiven Bienen wimmelte.
Tjaja, ich glaube fast, dass ich mich doch ergeben muss. Nix mit leckerem Honig. :(
1:0 für die Natur.

Vorgestern wollte ich einen kleinen Teich, der in der Nähe von uns im Wald liegt, von den vielen Wasserpflanzen befreien, um besser angeln zu können. Dort gibt es nämlich sehr viele Mbuzus (Aale). (und seit kurzem auch eine ca 50cm große Schnappschildkröte)
Als ich also nach einer halben Stunde aus dem doch etwas schlammigen Teich herauskam, bemerkte ich, dass ich übersäht von chupasangres (Blutegeln) war. Und diese Drecks-Viecher hatten sogar nicht davor zurückgeschreckt, mir unter die Badehose zu kriechen.
So konnte ich ca 60 dieser Würmer einzeln von der Haut abzupfen. Am ganzen Körper....
2:0 für die Natur.

Bilder (mit Rivkas Kamera gemacht) werden in Kürze folgen!

Montag, 16. November 2009

Ein Wochenende im Osten Paraguays

Freitag nach dem letzten Schultransport schnappte ich mir meinen Rucksack, Gitarre, Tereré und wir machten uns auf nach Hohenau um Nina und Benny (zwei weitere Voluntarios) zu besuchen und um Bennys Cumple zu feiern.
Die 6-stündige Busfahrt verlief sehr gediegen und auf der Fahrt vom Westen in den Osten Paraguays bekam ich auch noch viel von diesem Land zu sehen. Wobei es da ehrlich gesagt nicht viel Abwechslung gab. Entweder fuhren wir an immens riesigen Rinderherden, Feldern, kleinen Ansiedlungen, verstreuten Palmwäldern oder nichtendender Pampa vorbei.
Sehr süß fand ich, dass in fast jedem der Dörfer (5-10 Hütten) durch die wir fuhren, jeweils eine kleine Gruppe Paraguayer, Tereré-trinkend im Schatten eines Baumes saßen und uns zuwinkten.
Außerdem krass fand ich, dass viele Bauern ihre Felder noch mit Ochsengestellen und von Hand pflügten.

Angekommen in Hohenau machten wir uns ein Lagerfeuer und schnackten und sangen zu Mundharmonika und Gitarrenbegleitung bis tief in die Nacht. War echt schön sich wieder mit anderen Freiwilligen austauschen zu können, vor Allem da noch 2 weitere Freiwillige aus dem weit entfernten Buenos Aires angereist kamen.

Am nächsten Tag machten wir uns auf zu den nahe gelegenen Jesuiten-Ruinen und besichtigten diese mit einer Führung. Jaja, Kultur soll ja schließlich nicht zu kurz kommen! ;-)
Abends ging es dann auf das Chopp-Fest del Club Aleman. Dort wurde dann zuerst zu Schunkel-Musik später dann auch zu Reggaeton getanzt und ornlich Bier gesüffelt. Bei 70 Cent pro Bierkrugfüllung war das sehr gediegen. =)
Den Sonntag verbrachten wir am Pool und nachmittags machten wir uns geilen, schmackhaften Asado.
Viel zu schnell ging dieses richtig schöne Wochenende dem Ende zu und so machten wir uns wieder auf den Heimweg nach Ypacaraí. Doch diese Fahrt war alles andere als gediegen. Da wir vergessen hatten einen Sitzplatz zu reservieren, mussten wir die 6 Stunden Busfahrt auf dem Boden verbringen. Ich konnte daher keine Minute schlafen. Wenigstens kamen wir morgens pünktlich um 6:00 Uhr daheim an, sodass es vor dem Schultransport noch Zeit für eine Tasse Kaffee gab.

Jetzt werde ich an dem Außengehege für die Wachteln weiter bauen, auch wenn uns letzte Woche auch noch die letzten zwei Küken abhanden gekommen sind. Die Katze hat sie verspeißt. :( Doch so schnell gebe ich nicht auf. Jetzt werden wir uns einfach Wachteln besorgen, die schon Eier legen...

Sodele, dann kann ich jetzt nur hoffen, dass es bald wieder Strom gibt, damit ich diesen Bericht online stellen kann. Immer wenn es ein bisschen stärker regnet oder stürmt, fällt hier nämlich das komplette Stromnetz zusammen.

Dienstag, 3. November 2009

Kleine Malheuritäten

Die 18 Stunden Busfahrt gingen recht schnell rum, da ich in den bequemen Sitzen viel geschlafen habe. Am Retiro in Buenos Aires wurden wir auch schon von Merle, einer dortigen Freiwilligen erwartet und fuhren zusammen in ihre WG um unser Gepäck abzulegen. Anschließend schauten wir uns einige Orte im Zentrum an und flüchteten uns in ein Cafe, als es besonders stark regnete. Mit dem Wetter hatten wir nämlich nicht besonders Glück; als wir in Paraguay in den Bus einstiegen hatte es 38 Grad und blauen Himmel, in Argentinien wurden wir von Regen und kühlen 18 Grad empfangen. Glücklicherweise hatte ich zumindest noch eine Jeans eingepackt. An Pulli oder Jacke hatte ich jedoch nicht gedacht.

Zurück zum Samstag; abends gingen wir zusammen mit noch 4 weiteren FSJ-lern Pizza essen um anschließend die bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse bei einem kleinen Umtrunk in der WG auszutauschen. Es war ein richtig, richtig gelungener Abend und so schön, die anderen mal wieder zu sehen!! So schwatzen und schlürften wir bis in die frühen Morgenstunden.

Nachdem wir sonntags ausgeschlafen hatten, machten wir uns auf zum Pepsi-Festival. Dort trafen wir noch einige weitere Freiwillige, was auch ein sehr schönes Wiedersehen war.

Den Nachmittag verbrachten wir dann Mate-süffelnd auf dem Festival-Gelände und hörten uns verschiedene Bands an. Nachdem Faith no More fertig gespielt hatte, traten um 22:00Uhr endlich die Toten Hosen auf! War schon lustig auf einem argentinischen Festival deutsche Lieder wie „Eisgekühlter Bommerlunder“ zu singen.. Die Stimmung war auch richtig geil, was sich einige Taschendiebe zu Nutzen machten. Uns wurden 3 Handys und 2 Digitalkameras geklaut, worunter leider auch meine fiel =( Das Ärgerlichste ist, dass auf dem Speicherstick noch die Bilder der letzten 3 Wochen drauf waren. Daher kann ich jetzt leider keine Bilder von dem Wochenende online stellen.

Außerdem wurde Kira die Handtasche aufgeschlitzt, eine hier häufiger angewandte Methode um an den Tascheninhalt zu kommen.

Tjaja, ärgerlich... Pero así es la vida.

Montag morgens zeigte mir Merle noch das Projekt, in dem sie arbeitet und anschließend ging es wieder zum Retiro und zurück nach Paraguay. Wieder zu Hause angekommen erfuhren wir, dass wir das bisher heißeste Wochenende hier verpasst hatten. Wegen der Hitze wurden die Stromnetze überlastet, sodass es täglich mehrere Stunden Strom- und Wasserausfälle gab. Das wird es jetzt in nächster Zeit wohl noch öfters geben...


Sonntag, 25. Oktober 2009

Gitarre und Bienen

Da ich hier endlich genug Zeit für mich habe, was ich in Deutschland nicht hatte, habe ich mir diese Woche eine Gitarre besorgt und damit einen lang ersehnten Traum erfüllt. =) Jetzt bin ich täglich am Üben, sodass ich schon ganz wunde Finger habe. Inzwischen kann ich schon „Dust in the wind“, „Lady in black“ und „Country Roads“ spielen und dazu singen.

Letztens habe ich mich trotz Vorwarnungen an die 7 verwilderten Bienenvölker hier getraut. Das sind echt krasse Viecher, nicht zu vergleichen mit meinen in Deutschland.. Es handelt sich nämlich um die hier in Südamerika ihr Unwesen treibende, sogenannte afrikanisierte „Killerbiene“. Trotz kompletter Vermummung musste ich nach 2 Minuten aufgeben, da ich mehrfach durch die Handschuhe und Hose gestochen wurde. Jetzt besorge ich mir erstmal ein zweites Paar Handschuhe und wage mich dann die nächsten Tage nochmal dran. Der Citrus-Honig, den ich genascht hatte, schmeckt einfach zu gut.

Am Freitag werde ich mich für 3 Tage nach Buenos Aires mit Rivka und Lisa (meiner Gastmutter) aufmachen, da dort das „Pepsi-Festival“ stattfindet und die „Toten Hosen“ auftreten werden. Da auch viele andere Freiwillige aus Argentinien kommen werden, wird das bestimmt ein sehr lustiges Wochenende.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Vom ersten Besuch und dem "Freund und Helfer"



Von Donnerstag bis Sonntag hatte ich Besuch von 5 guten Freunden, die auch ein FSJ in Paraguay bzw. Brasilien machen. Wir hatten drei echt wunderschöne Tage, an denen wir viel am Cantera-See abhängten. Tagsüber wurde in der Sonne gechillt und nachts bis in die Morgenstunden am Lagerfeuer gesungen und von den bisherigen Erlebnissen erzählt. Außerdem wurde Asado und Schweinekopf gegrillt, viel Caipirinha getrunken und in Asuncion in die Disco gegangen.
Kurz gesagt drei gelungene und wunderschöne Tage! =)
Mit dem Wetter hatten wir auch Glück, erst Sonntag abend zog ein Gewitter auf, wobei eine Minute lang sogar Hagelkörner, fast so groß wie Tischtennisbälle, vom Himmel fielen! Sau krass, sowas habe ich noch nie gesehen! Bilder werde ich in den nächsten Tagen hochladen.

Jau, inzwischen hatte ich auch schon (langsam musste es ja kommen..) Kontakt mit dem „Freund und Helfer“. Das erste Mal hatte ich mein Motorrad in Ipacaraí abgestellt und bin von dort mit dem Bus weiter nach Asuncion. Am nächsten Tag war das Motorrad verschwunden; die Polizei hatte es mitgenommen, da sie es für gestohlen hielt. Als ich es abholen wollte, wollten sie mir es aus unerfindlichen Gründen nicht wiedergeben. Da streckte ich ihnen einen 10 000Gs Schein zu (1,40Euro), woraufhin ich sofort Zutritt zu meinem Motorrad bekam.

Beim Zweiten Mal wurde ich angehalten und nach meinen Papieren gefragt. Das war, als ich gerade auf dem Weg zum Autoregister war, um den Papierkram zu regeln. Der Polizist sagte mir, ich müsse nun 150 000Gs Strafe im Comisario bezahlen, das sich ein paar Blocks entfernt befindet. Drum stieg er hinten aufs Motorrad auf um mich dort hin zu lotsen. In einer Seitenstraße hielt er mich an und fragte mich, wie viel ich denn habe. Da gab ich ihm 50 000Gs (7Euro) worauf er mich mit den Worten „ciao muchacho“ verabschiedete und mir nachwinkte.

Inzwischen habe ich mir auch schon von mehreren erzählen lassen, dass man bei Polizeikontrollen einfach hupen und Vollgas geben sollte, da die Polizei hier oft einfach willkürlich Geldstrafen fordert.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Primavera en Paraguay =)

Sodele, es wird mal wieder Zeit mich zu melden. Es gibt auch wieder Einiges zu berichten von den letzten Wochen.

Erstmal auf diesem Wege noch einmal vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche zu meinem Geburtstag! Jaja, jetzt geht es schon auf die 30 zu...

Diesen besonderen Tag habe ich auch gebührend gefeiert ;-) Mittags gab es Kaffe und Kuchen mit der Famlie und einigen Kindern und abends hatte ich einen Tisch in einer Disco in Asunción gemietet. Dazu hatte ich alle bisherigen Bekanntschaften eingeladen, sodass es immerhin zu 22 Gästen kam. Es wurde bis in die Morgenstunden auf die hiesige Regueton-Musik getanzt und wir hatten viel Spaß. Ein richtig schöner Tag also.

Letztes Wochenende waren Rivka und ich auf einen 15-anos Geburtstag einer Freundin von Louisa eingeladen. Dieser wird hier riesig groß gefeiert: man musste in sehr chicer Kleidung erscheinen, es gab ein großes Buffet, Lifeband, Kellner, einen Clown, ca 500 Gäste, professionelle Darbietungen und vieles mehr. Vom Aufwand her konnte man es durchaus mit einer Hochzeit in Deutschland vergleichen, was wohl aber auch daran lag, dass diese Familie sehr wohlhabend war. Andere Familien verschulden sich wegen dieser Feier oft hoch.

Seit 2 Wochen haben Rivka und ich uns 10 Wachtelküken zugelegt, mit denen wir uns eine kleine Zucht aufmachen wollen. =) In 6 Wochen gibt es dann jeden Morgen Wachteleier zum Frühstück. Nur leider hatten wir vor Kurzem ein starkes Unwetter, bei dem auch einige Bäume und Palmen entwurzelt wurden und Strommasten umknickten, sodass wir ein Tag lang ohne Strom und Wasser auskommen mussten. Da die Küken noch unter einer Wärmelampe warmgehalten werden müssen, erfroren in dieser Nacht leider 5 der kleinen. =(

Stromausfälle sind hier übrigens nichts besonderes wie ich inzwischen bemerkt habe. In den letzten zwei Wochen hatten wir noch zwei weitere.

Mit den Kindern läuft auch noch alles bestens, nur dass ich inzwischen bemerkt habe, dass es an Allgemeinwissen ziemlich krass hapert. Auf einer Weltkarte konnte mir keines der 15 Kinder zeigen, wo Paraguay liegt. Manche zeigten irgendwo auf China, andere auf Europa, andere auf die Antarktis. Als ich ihnen auf der Weltkarte gezeigt hatte wo Paraguay und wo Deutschland liegt, fragte ich sie, wie groß sie die Entfernung einschätzen. Manche tippten selbstbewusst auf 2km andere 500km. Als ich ihnen erklärte, dass es knapp 11 000km seien, was ca 200 Tagesmärschen entspricht, machten sie große Augen.

Als wir die Enstehung der Erde durchnahmen wurde ich auch etwas überrascht. An manchen Schulen wird tatsächlich nach der Bibel unterrichtet, sodass manche Kinder noch nie etwas von Evolution gehört haben. Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass die Erde und alles was darauf lebt von Gott erschaffen wurde und es so etwas wie eine Evolution nicht gab.

Es ist sehr schwer da ein Mittelmaß zu finden, da ich auch nicht sagen will, dass das was sie in der Schule lernen falsch ist.

So langsam bekomme ich auch einen kleinen Vorgeschmack auf die Sommer hier in Paraguay. Nachdem es die letzte Woche ziemlich kalt war (18-25Grad) hatte es gestern knapp 40 Grad bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Dies nutzte auch eine rot-geringelte, ca 1,20m lange Schlange aus, die sich gestern auf der Straße sonnte. Wie ich später erfuhr handelte es sich wahrscheinlich um eine Giftschlange, nach deren Biss man nur noch einige Minuten zu leben hat. Letztes Jahr wurde hier sogar ein Hengst von einer Giftschlange getötet. Ein Gegengift gibt es bisher nicht. Bei anderen Schlangen gebe es ein Gegengift, das aber nur in Asunción erhältlich ist. Was aber nicht sehr nützlich ist, da man bis dorthin mindestens eine Stunde braucht.

Naja, hoffen wir mal, dass ich mir darüber nie Gedanken machen muss...

Bilder von den letzten Wochen werden bald folgen, sobald ich mein Kamerakabel wieder gefunden habe...

Donnerstag, 17. September 2009

Erste Motorradtour =)


Diese Woche hat es mit dem Motorradkauf endlich geklappt, sodass ich nun stolzer Besitzer einer 200ccm Enduro bin. Da hier auch Motorräder sehr billig sind, habe ich mir diese leisten können.
Da es inzwischen wieder sehr heiß ist, habe ich heute gleich mal eine kleine Tour gemacht und die Gegend erkundet. Jetzt bin ich froh, dass ich mich für ein Offroad-Modell entschieden habe; sobald man ein paar Kilometer weiter ins Land fährt, bestehen die Straßen nur noch aus roter Erde, Sand und Schlaglöchern.
Als ich in der ferne eine kleine Bergkette sichtetet, nahm ich mir vor den Gipfel zu erklimmen =) Dazu fuhr ich über kleine Pfade, Wiesen, Mangowälder immer bergauf. Verdammt hoher Spaßfaktor! Zwischendurch habe ich unter ein paar Cocopalmen eine Pause gemacht, mir frische Zitronen und Mandarinen geerntet, die da überall wild wachsen, und Tereré getrunken. Verdammt gediegen. Nach einer Weile bin ich auf ein verschlossenes Tor einer Rinderweide gestoßen. Nach kurzem Überlegen habe ich es geöffnet und bin weitergefahren. Ein paar Minuten später bin ich dann auf 3 Arbeiter gestoßen, die Mangobäume gefällt haben, um das Holz zu verkaufen (wie ich später erfuhr). Ich hatte schon schiss, dass sie mich von der Weide runterscheuchen. Anstattdessen wurde ich freundlich begrüßt und mir wurde erstmal ein Tereré angeboten. Joa, dann musste ich mich erstmal mit den dreien hinhocken und ihnen erzählen wo ich herkomme und was ich hier denn so mache. Dabei erfuhr ich auch, dass die drei Opa, Vater und Sohn seien.
Anschließend zeigten sie mir noch, wie man die Cocofrüchte richtig isst und zeigten mir einen Pfad, auf dem man bis nach ganz oben auf den Berg kommt. Da dieser jedoch sehr steil war, musste ich zu Fuß weiter. Auf diesem kurzen Marsch durch die Pampa Paraguays sah ich noch Affen und riesige bunte Schmetterlinge. Die Natur hier ist echt beeindruckend!
Oben angekommen bot sich mir dann ein richtig geiler Ausblick auf die Umgebung. Nachdem ich diesen mit einer Runde Tereré genossen habe, machte ich mich wieder an den Abstieg. Die drei Arbeiter luden mich noch ein, mal wieder zu kommen und winkten mir dann noch nach.

Gestern haben wir alle Cantera-Kinder zu uns eingeladen und mit ihnen einen Spielenachmittag veranstaltet. Anschließend wurden die neuen Stundenpläne für unseren Nachhilfeunterricht verteilt, den Rivka und ich neu erarbeitet haben. In Zukunft wollen wir die Kindern hauptsächlich in Mathematik, Englisch, Computer und Castellano unterrichten.

Zudem hatten wir die Idee, ein Schattentheater-Projekt anzubieten. Über 2-3 Monate wollen wir ein Schattentheater einstudieren und dieses dann in Ipacaraí aufführen. Zusätzlich wollen wir mit den Kindern am Computer Plakate designen und diese in der Umgebung aufhängen, um auf die Vorführung aufmerksam zu machen. Nach der Vorstellung wollen wir noch selbstgemachte Chipas und Panchos verkaufen und mit dem Erlös dann mit den Kindern etwas unternehmen. Einen Zoobesuch in Asunción oder ähnliches, da die meisten Kinder noch nie hier aus der Umgebung rausgekommen sind.
Vamos a ver, ob das auch alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen... ;-)

Inzwischen haben wir hier auch schon ein paar Kontakte mit Paraguayern geknüpft. Die letzten zwei Wochen haben wir es so gemacht, dass wir Freitag abend in Asunción verbracht, dort übernachtet haben und morgens dann direkt in den Sprachkurs sind. Auch morgen Abend haben wir uns mit ein paar Paraguayern in einer Karaokebar verabredet.

Donnerstag, 10. September 2009

Fuerza Paraguay!!!

Zu seinem Geburtstag haben wir Nico eine Eintrittskarte für das WM-Qualifikationsspiel Argentinien-Paraguay geschenkt, auf dem wir gestern Abend in Asunción waren. Und natürlich hat Paraguay auch verdient 1:0 gewonnen! Ich freu mich schon auf das Finale Paraguay-Alemania.

Ansonsten ist hier wieder einiges passiert. Mannomann, die Zeit vergeht so verdammt schnell. Inzwischen bin ich ja schon anderthalb Monate hier in Südamerika, dabei kommt es mir vor wie 2 Wochen...

Letztes Wochenende sind wir nach dem Sprachkurs noch ein bisschen durch Asunción geschlendert und dabei auf ein Slum-Viertel gestoßen. Richtig krass... auf der einen Straßenseite stehen riesige, prächtige Regierungsgebäude und 20m gegenüber breitet sich entlang des Río Paraguay ein Elendsviertel aus: die Hütten bestehen zum Großteil aus Brettern, Planen, Plastiktüten und Wellblech. Abwassersysteme oder fließendes Wasser gibt es nicht.

An den Straßen, die in dieses Gebiet führen stehen Polizisten mit kugelsicheren Westen und Gewehren. Als wir näherkamen, haben sie uns aufgefordert wieder zu gehen, da es dort zu gefährlich sei.

Die Armut zeigt sich auch auf den Straßen; als wir letzte Woche nach einem Reggaeton-Konzert nachts mit dem Auto aus Asunción heimfuhren, liefen an den Ampeln Kinder im Alter von vielleicht 5-10 Jahren zwischen den Autos durch und verkauften Chipas (das typisch paraguayanische Brot) oder Spielzeug. Und Mütter mit Babys auf dem Arm bettelten um Monedas.

Doch jetzt zu etwas positiveren Dingen. Diese Woche haben wir angefangen das Gästehaus und die Schulungsräume zu streichen. Das Gästehaus wird ab und zu vermietet, um damit ein bisschen Geld zu verdienen. Die Schulungsräume wurden vom Gustav-Adolf-Werk gesponsert und vor kurzem errichtet. In diesen wollen wir in Zukunft Computer- und Nähkurse für Jugendliche und Frauen hier aus dem „La Cantera“ Gebiet anbieten.

Auch mit der paraguayanischen Fauna hatte ich schon Kontakt. Ich hatte die Ehre schon 3 Pikes zu beherbergen. Das sind miese kleine Sandflöhe, die sich im Fuß einnisten, bevorzugt direkt neben dem Fußzehnagel. Dort legen sie dann in der Haut Eier ab, sodass nach ein paar Wochen süße kleine Pikes ausschlüpfen. Zum Glück habe ich meine frühzeitig bemerkt, sodass mir Terésa (eine paraguayanische Frau von hier) sie mir mit einem Zitronenstachel problemlos entfernen konnte.

Sodele, dann werde ich mich jetzt mal wieder dem Streichen widmen. Wobei man seit dem gestrigen Gewitter wieder die lange Kleidung auspacken muss. Heute Nacht hatte es winterliche 9 Grad!! Der Winter schlägt zurück..

Hasta luego!

Samstag, 22. August 2009

Vom Schweinschlachten und Besuch Asuncións

Sodele, inzwischen ist schon die erste Woche ins Land gezogen. Krass, wie schnell die Zeit rumgeht. Ich sitze gerade gediegen auf der Terrasse und trinke Mate, während ich dem Quaken der Ochsenfrösche und dem Zirpen der Grillen lausche. =) Man merkt, dass langsam Frühling wird, da die Nächte immer wärmer werden. Leider musste ich jetzt trotzdem lange Kleidung anziehen, da ich sonst von den Mosquitos aufgefressen werden würde.

Diese Woche ist wieder einiges passiert.
Inzwischen darf ich jeden Morgen den Schulbus fahren und die Kinder einsammeln. Das ist immer ein großes Tohuwabuhu, da auf jedem Sitz 2-3 Kinder sitzen, die gerne mal lauthals zur Reggeatonmusik im Radio mitsingen. Dann rufen sie immer: „Más fuerte, Flo! Más fuerte!!“

Außerdem durfte ich beim Schwein schlachten mithelfen; nachdem wir das 85kg Tier auf den Hof gebracht haben wurde es mit einer Strom-Zange betäubt. Während ich diese hielt, wurde das chancho mit einem Messerstich ins Herz getötet. Die 5 Liter Blut die daraufhin herausschossen, wurden mit einem Eimer aufgefangen, um daraus Blutwurst zu machen. Anschließend wurde das Schwein entborstet, gewaschen, ausgenommen und zerteilt.

Gestern feierte Nico seinen zehnten Geburtstag. Es kamen 20 Kinder aus der Umgebung, für die wir lustige Spiele vorbereiteten. Es war ein sehr schöner, aber auch anstrengender Tag. Daher gönnten Rivka, Manuela (eine Freiwillige, die noch für 3 Wochen hier ist) und ich uns abends einen landestypischen Caipirinha mit Cachaca (für 1,90Euro der Liter) und frischen Zitronen aus dem Garten.

Heute fuhren wir mit dem Bus nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, die etwa 40km entfernt liegt. Dabei lernte ich, wie das hier mit dem Bus funktioniert; Haltestellen gibt es keine, man muss sich einfach an die Straße stellen, auf der der Bus fährt, und dann die Hand ausstrecken wenn er kommt. Wie lange man warten muss, kann man nie wissen. Manchmal dauert es 5min, manchmal jedoch auch eine Stunde oder länger. Pünktlichkeit ist hier ein Fremdwort. Wenn der Bus angehalten hat, muss man hoffen dass man sich noch irgendwie reinquetschen kann. Da der Bus oft ziemlich voll ist, hängen meistens 3-4 Leute noch außen auf dem Trittbrett. Die Tür ist im Prinzip immer offen. Wenn man aussteigen will, muss man dem Fahrer ein Signal geben, der daraufhin normalerweise auch anhält. Ziemlich chaotisch alles... aber lustig =)

Joa, in Asunción selbst gibt es eigentlich recht wenig zu sehen. Die Häuser sind alle ziemlich versifft, und überall sind kleine Stände an denen Asado, Chipa, gefälschte Kleidung und Schmuck verkauft wird. Richtig schön ist jedoch ein kleiner Park am Río Paraguay. Da haben wir uns auch ein Weilchen auf dem Rasen gesonnt.
Außerdem haben Rivka und ich uns noch für einen Sprachkurs angemeldet, den wir in Zukunft jeden Samstag für 3 Stunden besuchen werden.

Auf dem Rückweg sind wir noch über einen Markt in San Lorenco gebummelt. Richtig krass; das waren Blechhütten, eine neben der anderen, sodass alles überdacht war. Es gab alles, und natürlich verdammt billig. Und das Ganze so riesig, dass ich mich erst einmal verlaufen habe. Ich kam mir vor wie im Urwald: die ganze Zeit wird man von Händlern angelabert und sogar am Arm gezogen: „Muchacho, para vos más barato!“ Ich war heilfroh, als ich endlich den Weg nach draußen gefunden hatte.
Das Geilste sind jedoch die Motorradläden, die es hier zuhauf gibt. Nagelneue 150ccm Maschinen bekommt man hier für 3 Millionen (ca 450 Euro). Und die Teile sehen richtig geil aus, etwa so wie es in Deutschland 1950 modern war. ^^ Dazu kostet das Benzin hier ca 50 Cent pro Liter... Kling alles ziemlich verlockend...

Jetzt werde ich mich noch ein bisschen an Tom Sawyer versuchen (natürlich auf spanisch) und wenn der Mate leer ist ins Bett gehen.

Dienstag, 18. August 2009

Endlich im neuen Zuhause =)


Die (doch nur) 17 Stunden Busfahrt gingen dank guter Verpflegung mit Essen und Champagner schneller rum als gedacht. Auch die Sitze waren verdammt bequem und ähnelten eher einem Bett. In Asunción angekommen gab es erstmal einen kleinen Klima-Schock; hier ist es nochmal um einige Grad wärmer und vor Allem schwüler als in Buenos Aires.

Tja, und da standen wir nun im riesigen Busbahnhof und fanden unsere zukünftige Familie nicht.. Ich habe mir erstmal einen Terere gekauft (der paraguayanische Mate, mit Eiswasser und undefinierbaren Kräutern...) und mir die tausenden von Händler angeschaut. Dabei wurde mir auch klar, warum Paraguay das zweitärmste Land Südamerikas ist. Nach einer guten Stunde wurden wir dann glücklicherweise doch noch abgeholt.

Die Familie ist total nett und offen, also da habe ich echt total Glück gehabt! Auch mein neues Zuhause ist richtig geil; das Gelände ist 5 Hektar groß, auf denen Kühe, Schweine, hunderte von Hühnern und Gänsen, Schildkröten, Papageien, Pferde, Hunde, Katzen und vieles mehr leben. Nachdem uns alles gezeigt wurde, ging ich mit Nicolás (dem 8jährigen Sohn) im nahe gelegenen See schwimmen. Das Wasser hatte trotz 30m tiefe eine angenehme Temperatur.

Etwas weiter weg soll noch ein sehr großer See liegen, in dem ich aber nicht schwimmen soll, da dort das Abwasser von den umliegenden Dörfern entsorgt wird und es außerdem Anacondas und Krokodile gibt..

Anschließend habe ich mit Nico und einem Kind aus einem der Hütten in der Umgebung Fußball gespielt und die Kühe gemolken.

Heute fuhr ich mit Lisa (die Mutter) 28 Kinder aus der Umgebung nach Ipacaraí in die Schule. Und das mit einem Kleinbus, der für 15 Personen ausgelegt ist. Dieser Schultransport wird in Zukunft dann meine tägliche Aufgabe sein. Die meisten Kinder wohnen mit ihren Eltern und (meist vielen) Geschwistern in Hütten, die oft nur aus Lehm, Steinen, Holz und Planen bestehen, zusammen mit Hühnern und manchmal einer Kuh. Fließendes Wasser haben die wenigsten. Dieses wird vom See bezogen, von dem ich vorher erzählt habe. Dort wird auch die Wäsche gewaschen.

Da der See ein ehemaliger Steinbruch ist, sieht man dort auch oft Männer mit ihren Kindern Steine abhacken und mit alten Schubkarren abtransportieren. Offensichtlich versuchen sie sich so ein paar Cent dazuzuverdienen. Der offizielle Mindestlohn hier auf dem Land beträgt übrigens ca. 200 Euro pro Monat, was jedoch nur die wenigsten tatsächlich bekommen. Viele arbeiten für 2-3 Euro am Tag.

Auch die Schulen befinden sich in einem krassen Zustand; die Kinder sitzen an Plastiktischen in Backstein-Rohbauten, bei denen das Geld für Fenster ausgegangen ist. Zumindest für eine Tür hat es letzten Monat gereicht. Das wirkt sich wohl auch auf die Unterrichtsqualität aus.

Vorhin gab ich ein paar 10-12jährigen Kindern Nachhilfeunterricht (eine weitere künftige Aufgabe), wobei ich bemerkte, dass manche nicht einmal lesen und schreiben können. Das war den Lehrern bisher wohl egal gewesen...

Mit der Sprache tue ich mich bisher zwar noch etwas schwer, da hier noch einmal ein ganz anderer Dialekt als in Buenos Aires gesprochen wird, aber zumindest die Kinder können mich einigermaßen verstehen.

Und nicht zu vergessen: das Essen ist hier richtig porno!!! Vom Brot über Wurst, Fleisch, Eier und Gemüse wird hier alles selbst gemacht. Und dazu gibt es frische Zitronenlimonade von einem der vielen Zitronenbäume oder frischen Maracuja-Saft. Außerdem stehen hier hunderte von Kokospalmen und Guaven-Bäume, deren Früchte auch sau lecker schmecken. Überall duftet es nach Zitrusblüten an denen bunte Kolibries Nektar sammeln =)

Jetzt mache ich mich daran den Hasenstall zu vergrößern, da wir Nachwuchs von ungefähr 15 jungen Häschen bekommen haben. Dazu muss ich eine Mauer aus Ziegelsteinen und Zement bauen.

Zusammengefasst geht es mir hier also richtig gut und ich fühle mich rundum wohl in meinem neuen Zuhause! =)

Bilder folgen in Kürze!

Samstag, 15. August 2009

Aufbruch ins Projekt

Die drei Wochen hier in Buenos Aires sind wie im Flug vergangen.
Nachdem wir heute morgen MediaLunas gefrühstückt hatten ging es auch schon ans Packen und vor Allem Putzen der Zimmer. Einerseits ist es echt traurig die ganzen anderen Freiwilligen jetzt für so lange Zeit nicht mehr zu sehen, andererseits freue ich mich jetzt auch schon immens auf mein Projekt!

In den letzten Tagen waren wir noch viel in der Stadt unterwegs, sind gebummelt und haben verschiedene Stadtteile angeschaut. Dabei habe ich wieder einige krasse Eindrücke gewonnen; neben einem U-Bahn Kartenschalter saß zum Beispiel eine Mutter mit ihrem ca 3 Jahre alten Kind, das in der einen Hand einen Lolly hielt, während es immer wieder unter den Kartenschalter kroch um mit der freien Hand nach Münzen zu suchen, die es dann der Mutter gab.
In der U-Bahn selbst laufen auch oft 8-12 jährige Kinder hin und her und verkaufen Haargummis oder Sonstiges.
Echt krass, wenn ich das mit meiner Kindheit vergleiche...

Donnerstag gingen wir in ein Restaurant All-You-Can-Eat essen. Verdammt geil.. Es gab alles was man sich wünschen konnte; vom frisch zubereiteten Asado, über Pfannkuchen, Pasta, Chinesisch, Salate und Nachtischbuffet.
Das Lustige war, dass ich an diesem Abend auch noch Valeska und Janina traf, zwei Freundinnen aus Karlsruhe, die gerade auch zufällig in Buenos Aires sind.

Gestern hatten wir das letzte Mal Sprachkurs und organisierten anschließend ein Buffet, zu dem jeder etwas beitrug. Dabei wurden dann feierlich die Sprachkurs-Zertifikate überreicht.
Den letzten Abend nutzten wir auch noch kräftig aus; es wurde Asado gegrillt und dazu wieder ein üppiges Buffet aufgebaut. Das rundete die echt sehr schöne Zeit hier ab.

Um 17:30 fährt dann mein Bus nach Ypacaraí ab. Ich hoffe, dass er gut klimatisiert ist, da es hier inzwischen (trotz tiefstem Winter) knapp 30 Grad hat, und das bei einer sehr unangenehmen Luftfeuchtigkeit... Bin echt mal gespannt wie das Klima in Paraguay ist, da das noch einmal um einiges näher am Äquator liegt..

Sonntag, 9. August 2009

Geburstagsfest in Florencio Varela

Samstag Nachmittag nach dem Sprachkurs fuhr ich mit vier weiteren Freiwilligen und einem Ehemaligen auf ein Fest in Florencio Varela, der „Villa“ (Slum) von der ich schon erzählt habe. An dieser Stelle muss ich jedoch einfügen, dass es sich dabei eigentlich gar nicht um eine Villa handelt, sondern ein offizielles Barrio (Stadtviertel) ist. Das habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren. Ich will nicht wissen, wie es dann in einer richtige Villa aussieht... Das werde ich dann wahrscheinlich in Paraguay, da es dort noch einmal um einiges ärmer sein soll.

Zurück zum Fest; genauer genommen war es der 3. Geburtstag dieses Barrios, was natürlich gefeiert werden musste. Es wurden landestypische Gerichte jeder Einwanderergruppe gekocht (Bolivien, Peru, Paraguay, Argentinien), wie zum Beispiel Hühnersuppe. Ich will jetzt ja nicht verwöhnt klingen, aber in der Suppe waren mehr Knochen als Fleisch... War aber auf jeden Fall sehr lecker! Das Essen wurde dann kostenlos an alle verteilt, was vor allem die Kinder kräftig ausnutzten.

Außerdem spielten verschiedene Gruppen landestypische Musik, die zum Großteil aus Panflöten, Trommeln und einem kleinen Akkordeon bestand. Dazu wurde ausgelassen getanzt, vom dreijährigen Kind bis hin zu den alten Herrschaften. Echt beeindruckend, die Menschen in ihren meist verdreckten, zu großen/kleinen Jogginghosen und Jacken zwischen den Blech/Holzhütten lachend tanzen zu sehen. Eine so lustig und ausgelassen tanzende Gruppe habe ich in Deutschland selten gesehen..

Sodele, morgen bricht leider auch schon die letzte Woche hier in Buenos Aires an. Samstag Nachmittag geht’s dann mit dem Bus in mein Projekt.


(Auf dem Bild sieht man zwei jugendliche Carteneros)

Freitag, 31. Juli 2009

Rimbombante

Am Donnerstag fuhren wir mit dem Bus zur Deutschen Botschaft, wo wir uns Vorträge über die verschiedenen Tätigkeitsbereiche anhören durften, wie zum Beispiel Presse-, Wirtschafts-, Agrar-, Militär- und Rechtsangelegenheiten. War echt interessant und vor Allem die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen war immens gediegen.

Anschließend bummelten wir noch durch das Barrio, wo gerade eine Demonstration gegen das neueste Gesetz des Demonstrations-Verbotes stattfand. Das läuft hier etwas anders ab als bei uns; allen voraus läuft eine Reihe Menschen mit Schlagstöcken gefolgt von den Demonstranten, die lautstark mit „Murga“ (ein Trommel-Ausdruckstanz, den ich übrigens auch noch lernen werde) ihren Unmut preisgeben. =)

Abends backten (buken?) wir uns noch leckere gefüllte Auberginen und Tomaten (zur Abwechslung mal mit Hackfleisch) und nach einer lustigen Bierrunde gings dann auch irgendwann in die Schlafgemächer.

Dienstag, 28. Juli 2009

Besuch eines Hilfsprojektes im Slum Buenos Aires'

Nachdem wir am Sonntag gediegen ausgeschlafen haben, ging es mit dem Bus zum „Feria de Matadores“. Ein riesiger Markt, auf dem es alles zu kaufen gibt.
Doch zuerst zum Bus; Haltestellen wie in Deutschland gibt es hier nicht. Diese sind nur mit kleinen Aufklebern markiert, die an Laternenpfahlen, Häuserwänden oder Ähnlichem versteckt sind. Ein Fahrplan existiert nicht. Man stellt sich einfach an die Haltestelle und wartet... Um den Bus zum Anhalten zu bekommen muss man einen Arm ausstrecken um damit dem Fahrer zu signalisieren, dass man mitfahren möchte.

Zurück zum Feria de Matadores. Mein Erster Einkauf war ein schöner Mate =) Das ist ein Gefäß aus Kürbis, das mit Mate-Tee gefüllt wird und mit Wasser aufgegossen. Dieser geht dann immer die Runde; man trinkt es aus, füllt es wieder auf und gibt es weiter. Immens gediegen.Wir sind hier eigentlich nur noch am Mate trinken.
Nachdem wir ein paar Stunden auf dem Markt gebummelt sind, ging es auch wieder zurück richtung Heimat.

Nachdem wir abends „Asado“ gegrillt haben, ein typisch argentinisches Gericht bestehend aus Rindfleisch, fuhren wir nach einer Mate-Runde noch in eine Bar Billard spielen. Um 5:30 gings dann ins Bett, da wir für den anstehenden Sprachkurs ja fit sein mussten.
Drei Stunden später begann dieser dann mit einem Einstufungstest, gefolgt von erstem Unterricht. Aufgrund der etwas kurzen Nacht war es zwar ziemlich anstrengend, aber dennoch sehr spaßig.

Auch der folgende Tag startete mit 4 Stunden Spanisch-Kurs. Nachmittags fuhren wir dann mit dem Zug 2 Stunden an den Rand Buenos Aires' in die „villa“, ein Slumgebiet. Im Zug kam man sich eher wie in einem kleinen Boot auf dem Ozean vor. Ohne Festhalten hatte man wenig Chancen stehen zu bleiben. Da der Zug auch mal mit offener Tür fährt ist, es sowieso anzuraten sich gut festzuhalten.

Bei dem Hilfsprojekt, das wir besuchten, handelt es sich um eine kleine Hütte mitten im Slum. Um dort hinzugelangen mussten wir eine halbe Stunde durch das Gebiet laufen. Dabei konnte ich sehr krasse Eindrücke gewinnen; die „Straßen“ bestanden aus getrocknetem Schlamm, die „Häuser“ entweder aus Backstein, Holzbrettern oder Wellblech und Plastikplanen. Türen hatten nur die wenigsten. Und das bei aktuellen nächtlichen Temperaturen von 5-10 Grad... Die Kinder spielten entweder Fußball (auf jeder freien Wiese) oder spielten Murmeln.
Wenn man diese Bilder im Erdkundebuch sieht ist das eine Sache, wenn man mitten drin steht etwas ganz Anderes...
Man kam sich vor wie im Zoo, da man von jedem angestarrt wurde. Der scheiß reiche Europäer eben mit seiner teuren Jeans und Jacke.

Wieder daheim angekommen grillten wir zur Abwechslung mal Rindfleisch mit Bratwurst. Und jetzt geht’s ins Bett, damit ich morgen fit für den Sprachkurs bin.

Sonntag, 26. Juli 2009

Die Megastadt

Mit einer letzten Umarmung verabschiedete ich mich um 5:30 Uhr am Stuttgarter Flughafen von Mutsch, Vatsch und Johannes, dann ging es durch die Sicherheitskontrolle Richtung Flugzeug.

Der erste Flug (nach Frankfurt) verlief im Großen und Ganzen recht ruhig und nach einem kurzen Aufenthalt betraten wir auch schon die Maschine nach Buenos Aires. Die folgenden 13 Stunden verbrachten wir nun mit Skat, Essen, Filme schauen, Musik hören und Ausprobieren des kostenlosen Getränkerepertoires. ;-)

Gegen Ende wurden noch Formulare über die Schweinegrippe ausgeteilt, in denen dokumentiert werden musste, wo man sich in letzter Zeit aufgehalten hatte und wo man in den nächsten Wochen zu erreichen sei.

Als wir um 19:00 Ortszeit vom Atlantik kommend über Buenos Aires anflogen, wurde mir klar, warum die 12 Millionen Einwohner-Stadt auch als Megastadt bezeichnet wird; in der Dunkelheit erstreckte sich unter uns in alle Richtungen ein gigantisches Lichtermeer, so weit man schauen konnte! Es schien nicht mehr aufzuhören. Erst nach etwa 10(!) weiteren Flugminuten zerstreuten sich die Lichter allmählich. Das war verdammt eindrucksvoll.

Am Flughafen angekommen, wurde jedermanns Körpertemperatur von einem Ärzte Team gemessen sowie die Formulare über die Schweinegrippe eingesammelt.

Anschließend wurde ich mit den anderen 15 Freiwilligen von einem Kleinbus abgeholt und zu unserer Unterkunft, mitten in Buenos Aires, gebracht.

Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Studentenwohnheim mit 6-Bett-Zimmern. Trotz immenser Müdigkeit beschloss ich mit noch ein paar Anderen, einen kurzen Abendspaziergang durch die Straßen zu machen.

Obwohl wir in einem verhältnismäßig noblen Viertel untergebracht sind, bekam ich in den nächsten 20 Minuten schon einige traurige Beispiele der hier herrschenden Armut zu Augen; an jeder zweiten Mülltonne wühlten Jugendliche nach Essen oder verwertbarem Schrott, Carteneros zogen auf der Suche nach Kartonagen ihre Holzkarren durch die Straßen und eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern lag im Schutz einer Mauer auf dem dreckigen Boden. An dieser Stelle ist anzumerken, dass hier gerade tiefster Winter mit Temperaturen um die 10 Grad herrscht.

Wieder Zuhause angekommen, ging es direkt ins Bett, wo ich sofort tief und fest einschlief.


Am nächsten Morgen kauften wir uns etwas zu frühstücken (wir müssen uns hier komplett alleine versorgen) und trafen uns anschließend zu einer ersten Besprechung, in welcher Organisatorisches und Sicherheitstechnisches geklärt wurde.

Nachmittags unternahmen wir mit dem Sightseeing-Bus eine Rundtour durch die Innenstadt und bummelten anschließend noch über einige Märkte und Einkaufsstraßen.

Zum Abendessen kochte ich mir mit Benny und Paul Nudeln mit Weißwein-Sahne-Champignonsoße. Dazu aß jeder 5 argentinische Rindfleisch Steaks; beim Preis von umgerechnet 2,50 Euro pro Kilogramm konnten wir einfach nicht widerstehen. Nach langem Zögern leisteten wir uns dazu sogar Käse für 40cent das Kilogramm... ;-)


Morgen haben wir noch einmal einen freien Tag um die Stadt zu erkunden und ab Montag geht es dann mit dem täglichen Sprachkurs los.

Sonntag, 5. Juli 2009

Eröffnung

Hallo liebe Leser!

Schön, dass du zu meinem Blog gefunden hast, auf dem ich in den nächsten 12 Monaten von meinem Leben und meinen Erfahrungen in Lateinamerika berichten werde.

Los geht's am 24.07.09, 7:10 Uhr am Stuttgarter Flughafen. Geplant sind 3 Wochen Sprach- und Kulturkurs in Buenos Aires/Argentinien und anschließend mit dem Bus nach Ypacaraí/Paraguay.

Über Kommentare jeglicher Art freue ich mich sehr!

Lieber Gruß,
Flo