Dienstag, 27. Juli 2010

Zurück in Deutschland

Seit dem 23.07.2010 bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Obwohl inzwischen 4 Tage ins Land gezogen sind, bin ich immer noch nicht richtig angekommen. Und ich glaube es wird auch noch eine ganze Zeit dauern, bis ich mich hier wieder richtig eingelebt habe. Es ist einfach doch eine ganz andere Welt hier...

Hiermit beende ich nun meine Einträge und bedanke mich, dass ihr so treu meine Berichte und Bilder angeschaut habt! So hat es auch richtig Spaß gemacht zu schreiben.
Den Blog werde ich bestehen lassen und nicht löschen.

Un abrazo,
Florian

Mittwoch, 30. Juni 2010

Abschlussseminar und Besuch der "Villa Itatí"

Letzten Sonntag bin ich wieder gut von einer sehr schönen und vor allem erlebnisreichen Woche zurückgekehrt.

Angefangen hat diese am Montag mit dem 5-tägigen Abschlussseminar für 40 Freiwillige aus Argentinien, Uruguay und Paraguay. Das Seminar fand in Baradero, 3 Busstunden nördlich von Buenos Aires statt. Es wurden zum Einen über die Erlebnisse und Eindrücke jedes Einzelnen während des Jahres gesprochen und diskutiert, zum Anderen über persönliche Entwicklungen und wie man in Deutschland nun mit den gewonnenen Erfahrungen weiterverfährt.

Es war auf jeden Fall sehr interessant und hat einem viel gebracht, davon abgesehen dass wir viele lustige Abende verbrachten.


Freitag abends bin ich dann mit einem anderen Freiwilligen noch nach Buenos Aires in seine WG gefahren. Nach einem gediegenen Abend habe ich ihn Samstag morgens mit in sein Projekt begleitet, welches sich in der „Villa Itatí“ befindet, das zweit größte Slum Buenos Aires'. Das war noch einmal ein richtig harter Schlag, da durch zu laufen...

Auf einer geschätzten Fläche von ca 800 mal 1500 Meter leben 50 000(!!) Menschen. Die Behausungen bestehen oft nicht einmal aus Sperrholz, sondern aus Karton und Plastiktüten. Der Boden ist komplett bedeckt mit Müll. Abwassersysteme gibt es keine, sodass die Fäkalien einfach auf die Wege fließen und dort bei Regen weitergespült werden in eine Absenkung, wo ein großer Teich/Sumpf ist.

Kinder rennen barfüßig auf den Müllbergen herum oder spielen Fußball. Überall sind abgemagerte Hunde, die im Müll nach Fressbarem suchen.

An manchen Ecken sitzen Jugendliche, die Pako rauchen. Eine neue, billige Abfalldroge, die die Menschen abmagert und irgendwann in den Tod bringt.

Diese Bilder waren noch einmal so richtig krass, trotz all der Armut die ich in diesem Jahr schon gesehen habe und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das verarbeitet hatte.


Meine Kamera habe ich aus Sicherheits- und Anstandsgründen nicht mitgenommen, habe jedoch noch ein paar Bilder von einem sehr armen Viertel in dem ich vor einiger Zeit war, das zumindest mal einen ungefähren Eindruck der Lebensumstände vermittelt. Ich werde den Freiwilligen, der in der Villa Itatí arbeitet aber noch um Bilder bitten, die ich dann in den nächsten Tagen hochladen werde.


Montag, 17. Mai 2010

Artikelauschnitt aus dem „Gustav-Adolf-Blatt SPEZIAL“

Letztens fiel mir eine Zeitschrift in die Hand, in der ich sehr interessante und zutreffende Artikel über Paraguay fand, die auch meine bisherigen Erfahrungen ziemlich genau wiederspiegeln.
Ich dachte ich stelle es einfach mal online, und wen es interessiert kann es gerne lesen.

María Kueck (Paraguay):
„[...]Ich habe ein großes Haus. Meine Nachbarn haben eine kleine Hütte. Wir fragten uns oft, wovon sie leben. Er ist arbeitslos. Sie arbeitet wenig. Sie hat immer Besuch: ihren Sohn mit seiner Frau, ihren Schwager, ihre Schwester, Freunde, Bekannte...
Ich stehe morgens auf, wasche Wäsche, putze mein Haus, koche für die Kinder und gehe zur Arbeit. Meine Nachbarin steht im Laufe des Vormittags auf, setzt sich in ihren Hof und trinkt Tereré mit ihren Gästen.
Ich pflanze Blumen und mähe Gras. Sie hat weder Gras noch Blumen. Ich bin sicher, sie haben nicht so viel zu essen wie wir, aber sie klagen nicht. Sie kommen auch nicht zu uns, um zu betteln, nur sehr selten, wenn es wirklich ganz schlimm ist. Sie haben ein paar Hühner auf ihrem Hof und haben Maniok angebaut. Davon leben sie.
Ich höre meine Nachbarin oft lachen. Sie hat ein lautes, fröhliches Lachen. Ich frage mich: Wonach suche ich eigentlich? Was braucht der Mensch wirklich zum Leben, zum Glücklichsein? Wer von uns beiden macht etwas falsch?

[…] Es besteht ja immer die Tendenz, die anderen ändern zu wollen. Sie sind arm, sie leben schlecht, sie sind krank, sie ernähren sich mangelhaft. Aber sind sie deswegen unglücklich?

Wir Einwanderer halten uns selbst für fortschrittlicher, dabei haben wir nur andere Bedürfnisse: Ich brauche mein Haus, meine Sicherheit, meine Privatsphäre, ich brauche ein bestimmtes Maß an Hygiene. Ich muss mich selbst verwirklichen können. Ich kann nicht nur vor mich hin leben, ohne etwas zu leisten, ohne mich gebraucht zu fühlen.
Viele Paraguayer scheinen solche Bedürfnisse nicht zu haben: Sie leben einfach.