Sonntag, 28. März 2010

3-tägige Motorradtour gen Chaco Paraguay

Letzte Woche beschloss ich spontan mir den Norden Paraguays etwas anzuschauen. An dieser Stelle eine kurze Erklärung: Paraguay kann man in zwei sehr unterschiedliche Regionen einteilen: der Chaco im Norden, wo es sehr wenig regnet, sehr unfruchtbar und kaum besiedelt ist. Im Gegensatz dazu der südliche Teil, dort ist es sehr fruchtbar und 95% der Einwohner Paraguays leben in diesen ca 30% der Landesfläche.
Nun gut, Samstag packte ich also meinen Rucksack mit Mosquitonetz, Notfallsprit, Taschenmesser, Kochtopf, Steinschleuder und Angel und machte mich auf gen Norden.
Die meiste Zeit ging es vorbei an riesig großen Estancias mit entweder schier unendlichen Viehweiden oder Sojafeldern. Rechts und links konnte man bis zum Horizont nichts anderes sehen. Verdammt beeindruckend. Abwechslung brachten bunte Vögel, wilde Meerschweinchen und die ominösesten überfahrenen Tiere am Straßenrand.
Ab und zu kam ich an Flüssen oder kleinen Seen vorbei, wo ich eine kurze Pause einlegte und mich im Wasser erquickte. =) Denn trotz Fahrtwind kommt man bei ca 38 Grad ornlich ins Schwitzen.

Abends traf ich in einer Stadt ein, wo zufälliger Weise gerade Benny und Nina (auch Volontäre in Paraguay) eine reunión hatten. Dort verbrachte ich einen gediegenen Abend und blieb auch noch über Nacht. Am nächsten Morgen brach ich jedoch wieder auf und machte mich auf zur Laguna Blanca. Dies ist ein See auf schneeweißem Sand, sodass das Wasser glasklar ist. Die Laguna liegt 40km von der asphaltierten Straße entfernt und der Weg dorthin ist eher off- als onroad, sodass ich die meiste Zeit stehend fahren musste. Verdammt spaßig =)

An der Laguna angekommen mietete ich mir ein Kanu und paddelte über den See, bis ich eine schöne, einsame Sandbucht mit Kakteen und Pomelobäumen fand. Dort machte ich mir erstmal ein Feuerchen, auf dem ich mir mein Mittagessen kochte. Eigentlich hatte ich vor, Fisch dazu zu essen, aber die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und am Ufer gab es keinen Schatten, sodass ich mich mit einer Reispfanne vergnügen musste.

Am späten Nachmittag paddelte ich wieder zurück zu meinem Motorrad und machte mich auf den Weg Richtung Süden. Kurz vor Sonnenuntergang überquerte ich einen Fluss, wo ich beschloss zu nächtigen. Ich fuhr noch etwas stromaufwärts von der Straße weg und baute dort am Ufer mein Mosquitonetz unter einem Limonenbaum auf. Gediegen kochte ich mir ein Süppchen, hörte Musik, genoss die Ruhe und bestaunte den Sonnenuntergang. Zufälligerweise hatte ich noch einen Schluck Rum im Rucksack, mit dem ich mir ein leckeres Cocktail mit frischen Limonen machte.
Als mich die Mosquitos beinahe auffraßen kroch ich unter mein Netz und schlief mehr schlecht als recht bis zum nächsten Morgen.
Noch bevor die Sonne aufgegangen war packte ich meine Sachen zusammen und fuhr zurück nach Ypacaraí, wo ich pünktlich zum Nachhilfeunterricht ankam.

Ansonsten läuft hier alles wie gewohnt, morgens fahre ich den Schultransport und Nachmittags gebe ich Unterricht. Nur dass wir immer noch kein fließendes Wasser haben. Jedoch kommt jetzt zumindest nachts ca zwischen 12 und 5 Uhr ein bisschen was. Da sammeln wir es dann in großen Kanistern, damit wir tagsüber Trinkwasser haben.

Mittwoch, 10. März 2010

Wassermangel

In den letzten Wochen hatten wir immer mehr Probleme mit dem Wasser, da es die letzten Monate kaum geregnet hat. Täglich hatten wir mehrere Stunden kein Wasser und seit einer Woche haben wir jetzt überhaupt kein fließendes Wasser mehr.

Anfangs war das noch ganz lustig. Das Wasser fürs Klo mussten wir mit einem Eimer aus der Pileta holen und Trink- und Spülwasser holten wir täglich in einem Kanister vom Nachbarort. Doch inzwischen sind auch die Wasserspeicher leer, mit denen alle unsere Tiere versorgt werden, sodass es langsam brenzlig wird. Daher fuhren wir gestern mehrfach zum Cantera-See und füllten insgesamt 16 Kanister mit jeweils 200 Litern mit dem Seewasser. Und das ganze von Hand mit einem Eimer.

Trinkwasser besorgen wir uns inzwischen aus einem der Brunnen der Cantera-Siedlung. So richtig wie aus dem Bilderbuch, mit einer Umlenkrolle, Seil und Eimer. Das geht ganz schön auf die Arme, den Eimer so oft den 10m Schacht hochzuziehen bis man den 200l Kanister voll hat.

Auf jeden Fall lernt man so, sparsam mit dem Trinkwasser umzugehen.

Das geht natürlich auch ein wenig auf die Hygiene. Ich gehe zwar täglich im See baden, jedoch kann ich inzwischen trotzdem meine Haare beliebig formen, als hätte ich ein Pfund Butter einmassiert.

Ich glaube nach 5 Tagen ohne Dusche gönne ich mir heute mal einen Liter Wasser um die Haare mit Shampoo waschen zu können. Wird langsam selbst mir unangenehm.

Jedoch trotz der Wasserprobleme hier lassen wir uns das Feiern natürlich nicht verderben. Am Wochenende war ich auf einer rießigen Open Air Carnaval-Feier bei der die Tanzfläche ein ca 40x30m großes Becken mit knietiefem Wasser war. Dieses war voll mit Menschen, die bis in die Morgenstunden zur Musik tanzten. War richtig divertido!

Jetzt am Wochenende fahre ich mit Rivka (meine Mitvolontärin), Jenny (die hier gerade Urlaub macht) und vielleicht noch ein paar Freunden von hier, ins Landesinnere, wo Bekannte ein 14 Hektar Grundstück mit schönem Haus, Palmen und Pool haben. Sie sind über das Wochenende unterwegs und fragten uns, ob wir solange auf das Haus aufpassen können.

Sozial wie ich bin erklärte ich mich natürlich bereit, meine Zeit dafür zu opfern...