Nach der nicht ganz so angenehmen Nacht unter freiem Himmel auf 3000müNn fuhren wir zurück nach Mendoza und von dort weiter richtung Norden nach Salta. Eine sehr schöne Stadt, geschmiegt in ein Tal und mit regem Nachtleben. Da es uns langsam jedoch nach Bolivien trieb, nahmen wir uns schon in der selben Nacht einen Bus nach Villazon/Bolivia.
Sehr beeindruckend war, dass man schon direkt an der Grenze die extreme Armut Boliviens sehen konnte: Die Häuser sind sehr einfach gebaut, es gibt viele Menschen die am Straßenrand Schmuck und Essen verkaufen und fast jede Frau trägt die typisch bolivianische Tracht. Diese besteht aus mehreren langen Röcken, um den Körper geschlungene bunte Tücher, zwei lange Zöpfe und einen Hut auf dem Kopf.
Was ich außerdem sehr lustig fand ist, dass man TNT-Sprengstoff auf der Straße kaufen kann. Eine Stange mit Zünder kostet ganze 2 Euro! hihi
Weiter ging es nach Tupiza. Dort mieteten wir uns einen Jeep mit einheimischem Führer und machten uns auf eine 4-tages Tour durch die Anden Boliviens bis nach Uyuni. Das war auf jeden Fall eine verdammt beeindruckende Fahrt bei dem einem nicht langweilig wurde. Täglich gab es irgendeine Panne, entweder ein Reifen platzte oder wir blieben im Sand oder einem Fluss stecken. Glücklicherweise konnten wir uns aber immer befreien.
Die Straßen bestanden entweder aus aus Erde oder Geröll und links und rechts erstreckten sich wunderschöne Landschaften mit Bergen, Tälern, Kakteen, Nandus, Lamas, Vicunhas, Chinchillas und Flamingos.
Ab und zu trafen wir auch auf kleine Andendörfer, mitten in der Pampa mit 10-20 Hütten aus Lehm und Stroh. Wie man dort leben kann ist mir ein Rätsel.
Die Höhepunkte waren zum einen die Lagunas, die durch die vielen Mineralien in den unterschiedlichsten Farben schillerten und von hunderten von Flamingos übersät waren. Despues kamen wir an brodelnden Geysiren vorbei, die stark nach Schwefel rochen und dampfenden, heißen Matsch ausspuckten. Auch an Vulkanen fuhren wir vorbei, die im Moment jedoch leider nicht aktiv waren.
Am letzten Tag ging es noch durch die größte Salzwüste der Welt, bei der man stundenlang über eine 1m dicke Salzschicht fährt. (ich habe daran geleckt, es ist tatsächlich reines Salz!)
Nach dieser sehr abwechslungs- und erlebnisreichen Tour ging es weiter gen Westen nach Sucre. Nachdem wir unsere Rucksäcke in einem billigen Hostal abgelegt hatten mieteten wir uns Offroad-Motorräder und machten uns mit einem Führer auf eine extrem spaßige Tour durch die Anden Sucres.
Außerdem machten wir eine Führung in ein Bergwerk. Das war eines meiner beeindruckendsten Erlebnisse: in den Stollen arbeiten ca. 8000 Männer privat. Das heißt, jeder kann ein bisschen Miete zahlen und dann in den Stollen Mineralien abbauen. In den Gängen muss man gebückt laufen und zum Teil auf dem Bauch kriechen! Sauerstoffversorgung oder Strom gibt es keine.
Wegen dem immensen Staub haben die Arbeiter eine Lebenserwartung von 40-50 Jahren. Es wird 10-12 Stunden pro Tag gearbeitet und nicht selten sind auch Kinder von 10-15 Jahren in den Stollen.
Wegen schlechter Absprache zwischen den Arbeitern und den üblen Arbeitsbedingungen sterben ca 50 Menschen pro Jahr an Unfällen.
Jedoch wird diese harte Arbeit zumindest durch einen recht guten Lohn belohnt. Je nach Ausbeute verdient man 100-300 Euro pro Monat. Das ist deutlich höher als der Durchschnittslohn in Bolivien.
Das war auf jeden Fall ein sehr beeindruckendes und bedrückendes Erlebnis.
Zu guter Letzt fuhren wir noch nach Santa Cruz, wo wir merkten, dass uns die Zeit bis zum Zwischenseminar in Argentinien zu knapp wird. Daher mussten wir uns spontan einen Flug buchen, um die ca. 40 Stunden Busfahrt zu umgehen. Glücklicherweise konnten wir einen recht günstigen bekommen und kamen daher pünktlich in Eldorado zum Seminar an.
Auf diesem tauschten wir uns mit den anderen Freiwilligen aus, besprachen Probleme, diskutierten viel und hatten sehr viel Spaß.
Sooo, und nun bin ich endlich wieder zu Hause und habe auch schon alle Hände voll zu tun. Das Schulungsgebäude soll bald startbereit sein, täglich sammeln wir mehrere hundert Kilogramm Mangos für die Schweine und heute habe ich mit Nico einen Wachtelkäfig gebaut. Ja, ich probiere es noch einmal mit der Wachtelzucht! =)
Außerdem bin ich auch kräftig am Charango üben, ein Mandolinen-ähnliches Instrument mit 10 Seiten, das ich mir in Bolivien gekauft habe. Bin mal gespannt, ob ich das bis zu meiner Heimreise einigermaßen beherrsche.