Samstag, 22. August 2009

Vom Schweinschlachten und Besuch Asuncións

Sodele, inzwischen ist schon die erste Woche ins Land gezogen. Krass, wie schnell die Zeit rumgeht. Ich sitze gerade gediegen auf der Terrasse und trinke Mate, während ich dem Quaken der Ochsenfrösche und dem Zirpen der Grillen lausche. =) Man merkt, dass langsam Frühling wird, da die Nächte immer wärmer werden. Leider musste ich jetzt trotzdem lange Kleidung anziehen, da ich sonst von den Mosquitos aufgefressen werden würde.

Diese Woche ist wieder einiges passiert.
Inzwischen darf ich jeden Morgen den Schulbus fahren und die Kinder einsammeln. Das ist immer ein großes Tohuwabuhu, da auf jedem Sitz 2-3 Kinder sitzen, die gerne mal lauthals zur Reggeatonmusik im Radio mitsingen. Dann rufen sie immer: „Más fuerte, Flo! Más fuerte!!“

Außerdem durfte ich beim Schwein schlachten mithelfen; nachdem wir das 85kg Tier auf den Hof gebracht haben wurde es mit einer Strom-Zange betäubt. Während ich diese hielt, wurde das chancho mit einem Messerstich ins Herz getötet. Die 5 Liter Blut die daraufhin herausschossen, wurden mit einem Eimer aufgefangen, um daraus Blutwurst zu machen. Anschließend wurde das Schwein entborstet, gewaschen, ausgenommen und zerteilt.

Gestern feierte Nico seinen zehnten Geburtstag. Es kamen 20 Kinder aus der Umgebung, für die wir lustige Spiele vorbereiteten. Es war ein sehr schöner, aber auch anstrengender Tag. Daher gönnten Rivka, Manuela (eine Freiwillige, die noch für 3 Wochen hier ist) und ich uns abends einen landestypischen Caipirinha mit Cachaca (für 1,90Euro der Liter) und frischen Zitronen aus dem Garten.

Heute fuhren wir mit dem Bus nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, die etwa 40km entfernt liegt. Dabei lernte ich, wie das hier mit dem Bus funktioniert; Haltestellen gibt es keine, man muss sich einfach an die Straße stellen, auf der der Bus fährt, und dann die Hand ausstrecken wenn er kommt. Wie lange man warten muss, kann man nie wissen. Manchmal dauert es 5min, manchmal jedoch auch eine Stunde oder länger. Pünktlichkeit ist hier ein Fremdwort. Wenn der Bus angehalten hat, muss man hoffen dass man sich noch irgendwie reinquetschen kann. Da der Bus oft ziemlich voll ist, hängen meistens 3-4 Leute noch außen auf dem Trittbrett. Die Tür ist im Prinzip immer offen. Wenn man aussteigen will, muss man dem Fahrer ein Signal geben, der daraufhin normalerweise auch anhält. Ziemlich chaotisch alles... aber lustig =)

Joa, in Asunción selbst gibt es eigentlich recht wenig zu sehen. Die Häuser sind alle ziemlich versifft, und überall sind kleine Stände an denen Asado, Chipa, gefälschte Kleidung und Schmuck verkauft wird. Richtig schön ist jedoch ein kleiner Park am Río Paraguay. Da haben wir uns auch ein Weilchen auf dem Rasen gesonnt.
Außerdem haben Rivka und ich uns noch für einen Sprachkurs angemeldet, den wir in Zukunft jeden Samstag für 3 Stunden besuchen werden.

Auf dem Rückweg sind wir noch über einen Markt in San Lorenco gebummelt. Richtig krass; das waren Blechhütten, eine neben der anderen, sodass alles überdacht war. Es gab alles, und natürlich verdammt billig. Und das Ganze so riesig, dass ich mich erst einmal verlaufen habe. Ich kam mir vor wie im Urwald: die ganze Zeit wird man von Händlern angelabert und sogar am Arm gezogen: „Muchacho, para vos más barato!“ Ich war heilfroh, als ich endlich den Weg nach draußen gefunden hatte.
Das Geilste sind jedoch die Motorradläden, die es hier zuhauf gibt. Nagelneue 150ccm Maschinen bekommt man hier für 3 Millionen (ca 450 Euro). Und die Teile sehen richtig geil aus, etwa so wie es in Deutschland 1950 modern war. ^^ Dazu kostet das Benzin hier ca 50 Cent pro Liter... Kling alles ziemlich verlockend...

Jetzt werde ich mich noch ein bisschen an Tom Sawyer versuchen (natürlich auf spanisch) und wenn der Mate leer ist ins Bett gehen.

Dienstag, 18. August 2009

Endlich im neuen Zuhause =)


Die (doch nur) 17 Stunden Busfahrt gingen dank guter Verpflegung mit Essen und Champagner schneller rum als gedacht. Auch die Sitze waren verdammt bequem und ähnelten eher einem Bett. In Asunción angekommen gab es erstmal einen kleinen Klima-Schock; hier ist es nochmal um einige Grad wärmer und vor Allem schwüler als in Buenos Aires.

Tja, und da standen wir nun im riesigen Busbahnhof und fanden unsere zukünftige Familie nicht.. Ich habe mir erstmal einen Terere gekauft (der paraguayanische Mate, mit Eiswasser und undefinierbaren Kräutern...) und mir die tausenden von Händler angeschaut. Dabei wurde mir auch klar, warum Paraguay das zweitärmste Land Südamerikas ist. Nach einer guten Stunde wurden wir dann glücklicherweise doch noch abgeholt.

Die Familie ist total nett und offen, also da habe ich echt total Glück gehabt! Auch mein neues Zuhause ist richtig geil; das Gelände ist 5 Hektar groß, auf denen Kühe, Schweine, hunderte von Hühnern und Gänsen, Schildkröten, Papageien, Pferde, Hunde, Katzen und vieles mehr leben. Nachdem uns alles gezeigt wurde, ging ich mit Nicolás (dem 8jährigen Sohn) im nahe gelegenen See schwimmen. Das Wasser hatte trotz 30m tiefe eine angenehme Temperatur.

Etwas weiter weg soll noch ein sehr großer See liegen, in dem ich aber nicht schwimmen soll, da dort das Abwasser von den umliegenden Dörfern entsorgt wird und es außerdem Anacondas und Krokodile gibt..

Anschließend habe ich mit Nico und einem Kind aus einem der Hütten in der Umgebung Fußball gespielt und die Kühe gemolken.

Heute fuhr ich mit Lisa (die Mutter) 28 Kinder aus der Umgebung nach Ipacaraí in die Schule. Und das mit einem Kleinbus, der für 15 Personen ausgelegt ist. Dieser Schultransport wird in Zukunft dann meine tägliche Aufgabe sein. Die meisten Kinder wohnen mit ihren Eltern und (meist vielen) Geschwistern in Hütten, die oft nur aus Lehm, Steinen, Holz und Planen bestehen, zusammen mit Hühnern und manchmal einer Kuh. Fließendes Wasser haben die wenigsten. Dieses wird vom See bezogen, von dem ich vorher erzählt habe. Dort wird auch die Wäsche gewaschen.

Da der See ein ehemaliger Steinbruch ist, sieht man dort auch oft Männer mit ihren Kindern Steine abhacken und mit alten Schubkarren abtransportieren. Offensichtlich versuchen sie sich so ein paar Cent dazuzuverdienen. Der offizielle Mindestlohn hier auf dem Land beträgt übrigens ca. 200 Euro pro Monat, was jedoch nur die wenigsten tatsächlich bekommen. Viele arbeiten für 2-3 Euro am Tag.

Auch die Schulen befinden sich in einem krassen Zustand; die Kinder sitzen an Plastiktischen in Backstein-Rohbauten, bei denen das Geld für Fenster ausgegangen ist. Zumindest für eine Tür hat es letzten Monat gereicht. Das wirkt sich wohl auch auf die Unterrichtsqualität aus.

Vorhin gab ich ein paar 10-12jährigen Kindern Nachhilfeunterricht (eine weitere künftige Aufgabe), wobei ich bemerkte, dass manche nicht einmal lesen und schreiben können. Das war den Lehrern bisher wohl egal gewesen...

Mit der Sprache tue ich mich bisher zwar noch etwas schwer, da hier noch einmal ein ganz anderer Dialekt als in Buenos Aires gesprochen wird, aber zumindest die Kinder können mich einigermaßen verstehen.

Und nicht zu vergessen: das Essen ist hier richtig porno!!! Vom Brot über Wurst, Fleisch, Eier und Gemüse wird hier alles selbst gemacht. Und dazu gibt es frische Zitronenlimonade von einem der vielen Zitronenbäume oder frischen Maracuja-Saft. Außerdem stehen hier hunderte von Kokospalmen und Guaven-Bäume, deren Früchte auch sau lecker schmecken. Überall duftet es nach Zitrusblüten an denen bunte Kolibries Nektar sammeln =)

Jetzt mache ich mich daran den Hasenstall zu vergrößern, da wir Nachwuchs von ungefähr 15 jungen Häschen bekommen haben. Dazu muss ich eine Mauer aus Ziegelsteinen und Zement bauen.

Zusammengefasst geht es mir hier also richtig gut und ich fühle mich rundum wohl in meinem neuen Zuhause! =)

Bilder folgen in Kürze!

Samstag, 15. August 2009

Aufbruch ins Projekt

Die drei Wochen hier in Buenos Aires sind wie im Flug vergangen.
Nachdem wir heute morgen MediaLunas gefrühstückt hatten ging es auch schon ans Packen und vor Allem Putzen der Zimmer. Einerseits ist es echt traurig die ganzen anderen Freiwilligen jetzt für so lange Zeit nicht mehr zu sehen, andererseits freue ich mich jetzt auch schon immens auf mein Projekt!

In den letzten Tagen waren wir noch viel in der Stadt unterwegs, sind gebummelt und haben verschiedene Stadtteile angeschaut. Dabei habe ich wieder einige krasse Eindrücke gewonnen; neben einem U-Bahn Kartenschalter saß zum Beispiel eine Mutter mit ihrem ca 3 Jahre alten Kind, das in der einen Hand einen Lolly hielt, während es immer wieder unter den Kartenschalter kroch um mit der freien Hand nach Münzen zu suchen, die es dann der Mutter gab.
In der U-Bahn selbst laufen auch oft 8-12 jährige Kinder hin und her und verkaufen Haargummis oder Sonstiges.
Echt krass, wenn ich das mit meiner Kindheit vergleiche...

Donnerstag gingen wir in ein Restaurant All-You-Can-Eat essen. Verdammt geil.. Es gab alles was man sich wünschen konnte; vom frisch zubereiteten Asado, über Pfannkuchen, Pasta, Chinesisch, Salate und Nachtischbuffet.
Das Lustige war, dass ich an diesem Abend auch noch Valeska und Janina traf, zwei Freundinnen aus Karlsruhe, die gerade auch zufällig in Buenos Aires sind.

Gestern hatten wir das letzte Mal Sprachkurs und organisierten anschließend ein Buffet, zu dem jeder etwas beitrug. Dabei wurden dann feierlich die Sprachkurs-Zertifikate überreicht.
Den letzten Abend nutzten wir auch noch kräftig aus; es wurde Asado gegrillt und dazu wieder ein üppiges Buffet aufgebaut. Das rundete die echt sehr schöne Zeit hier ab.

Um 17:30 fährt dann mein Bus nach Ypacaraí ab. Ich hoffe, dass er gut klimatisiert ist, da es hier inzwischen (trotz tiefstem Winter) knapp 30 Grad hat, und das bei einer sehr unangenehmen Luftfeuchtigkeit... Bin echt mal gespannt wie das Klima in Paraguay ist, da das noch einmal um einiges näher am Äquator liegt..

Sonntag, 9. August 2009

Geburstagsfest in Florencio Varela

Samstag Nachmittag nach dem Sprachkurs fuhr ich mit vier weiteren Freiwilligen und einem Ehemaligen auf ein Fest in Florencio Varela, der „Villa“ (Slum) von der ich schon erzählt habe. An dieser Stelle muss ich jedoch einfügen, dass es sich dabei eigentlich gar nicht um eine Villa handelt, sondern ein offizielles Barrio (Stadtviertel) ist. Das habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren. Ich will nicht wissen, wie es dann in einer richtige Villa aussieht... Das werde ich dann wahrscheinlich in Paraguay, da es dort noch einmal um einiges ärmer sein soll.

Zurück zum Fest; genauer genommen war es der 3. Geburtstag dieses Barrios, was natürlich gefeiert werden musste. Es wurden landestypische Gerichte jeder Einwanderergruppe gekocht (Bolivien, Peru, Paraguay, Argentinien), wie zum Beispiel Hühnersuppe. Ich will jetzt ja nicht verwöhnt klingen, aber in der Suppe waren mehr Knochen als Fleisch... War aber auf jeden Fall sehr lecker! Das Essen wurde dann kostenlos an alle verteilt, was vor allem die Kinder kräftig ausnutzten.

Außerdem spielten verschiedene Gruppen landestypische Musik, die zum Großteil aus Panflöten, Trommeln und einem kleinen Akkordeon bestand. Dazu wurde ausgelassen getanzt, vom dreijährigen Kind bis hin zu den alten Herrschaften. Echt beeindruckend, die Menschen in ihren meist verdreckten, zu großen/kleinen Jogginghosen und Jacken zwischen den Blech/Holzhütten lachend tanzen zu sehen. Eine so lustig und ausgelassen tanzende Gruppe habe ich in Deutschland selten gesehen..

Sodele, morgen bricht leider auch schon die letzte Woche hier in Buenos Aires an. Samstag Nachmittag geht’s dann mit dem Bus in mein Projekt.


(Auf dem Bild sieht man zwei jugendliche Carteneros)