Dienstag, 27. Juli 2010

Zurück in Deutschland

Seit dem 23.07.2010 bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Obwohl inzwischen 4 Tage ins Land gezogen sind, bin ich immer noch nicht richtig angekommen. Und ich glaube es wird auch noch eine ganze Zeit dauern, bis ich mich hier wieder richtig eingelebt habe. Es ist einfach doch eine ganz andere Welt hier...

Hiermit beende ich nun meine Einträge und bedanke mich, dass ihr so treu meine Berichte und Bilder angeschaut habt! So hat es auch richtig Spaß gemacht zu schreiben.
Den Blog werde ich bestehen lassen und nicht löschen.

Un abrazo,
Florian

Mittwoch, 30. Juni 2010

Abschlussseminar und Besuch der "Villa Itatí"

Letzten Sonntag bin ich wieder gut von einer sehr schönen und vor allem erlebnisreichen Woche zurückgekehrt.

Angefangen hat diese am Montag mit dem 5-tägigen Abschlussseminar für 40 Freiwillige aus Argentinien, Uruguay und Paraguay. Das Seminar fand in Baradero, 3 Busstunden nördlich von Buenos Aires statt. Es wurden zum Einen über die Erlebnisse und Eindrücke jedes Einzelnen während des Jahres gesprochen und diskutiert, zum Anderen über persönliche Entwicklungen und wie man in Deutschland nun mit den gewonnenen Erfahrungen weiterverfährt.

Es war auf jeden Fall sehr interessant und hat einem viel gebracht, davon abgesehen dass wir viele lustige Abende verbrachten.


Freitag abends bin ich dann mit einem anderen Freiwilligen noch nach Buenos Aires in seine WG gefahren. Nach einem gediegenen Abend habe ich ihn Samstag morgens mit in sein Projekt begleitet, welches sich in der „Villa Itatí“ befindet, das zweit größte Slum Buenos Aires'. Das war noch einmal ein richtig harter Schlag, da durch zu laufen...

Auf einer geschätzten Fläche von ca 800 mal 1500 Meter leben 50 000(!!) Menschen. Die Behausungen bestehen oft nicht einmal aus Sperrholz, sondern aus Karton und Plastiktüten. Der Boden ist komplett bedeckt mit Müll. Abwassersysteme gibt es keine, sodass die Fäkalien einfach auf die Wege fließen und dort bei Regen weitergespült werden in eine Absenkung, wo ein großer Teich/Sumpf ist.

Kinder rennen barfüßig auf den Müllbergen herum oder spielen Fußball. Überall sind abgemagerte Hunde, die im Müll nach Fressbarem suchen.

An manchen Ecken sitzen Jugendliche, die Pako rauchen. Eine neue, billige Abfalldroge, die die Menschen abmagert und irgendwann in den Tod bringt.

Diese Bilder waren noch einmal so richtig krass, trotz all der Armut die ich in diesem Jahr schon gesehen habe und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das verarbeitet hatte.


Meine Kamera habe ich aus Sicherheits- und Anstandsgründen nicht mitgenommen, habe jedoch noch ein paar Bilder von einem sehr armen Viertel in dem ich vor einiger Zeit war, das zumindest mal einen ungefähren Eindruck der Lebensumstände vermittelt. Ich werde den Freiwilligen, der in der Villa Itatí arbeitet aber noch um Bilder bitten, die ich dann in den nächsten Tagen hochladen werde.


Montag, 17. Mai 2010

Artikelauschnitt aus dem „Gustav-Adolf-Blatt SPEZIAL“

Letztens fiel mir eine Zeitschrift in die Hand, in der ich sehr interessante und zutreffende Artikel über Paraguay fand, die auch meine bisherigen Erfahrungen ziemlich genau wiederspiegeln.
Ich dachte ich stelle es einfach mal online, und wen es interessiert kann es gerne lesen.

María Kueck (Paraguay):
„[...]Ich habe ein großes Haus. Meine Nachbarn haben eine kleine Hütte. Wir fragten uns oft, wovon sie leben. Er ist arbeitslos. Sie arbeitet wenig. Sie hat immer Besuch: ihren Sohn mit seiner Frau, ihren Schwager, ihre Schwester, Freunde, Bekannte...
Ich stehe morgens auf, wasche Wäsche, putze mein Haus, koche für die Kinder und gehe zur Arbeit. Meine Nachbarin steht im Laufe des Vormittags auf, setzt sich in ihren Hof und trinkt Tereré mit ihren Gästen.
Ich pflanze Blumen und mähe Gras. Sie hat weder Gras noch Blumen. Ich bin sicher, sie haben nicht so viel zu essen wie wir, aber sie klagen nicht. Sie kommen auch nicht zu uns, um zu betteln, nur sehr selten, wenn es wirklich ganz schlimm ist. Sie haben ein paar Hühner auf ihrem Hof und haben Maniok angebaut. Davon leben sie.
Ich höre meine Nachbarin oft lachen. Sie hat ein lautes, fröhliches Lachen. Ich frage mich: Wonach suche ich eigentlich? Was braucht der Mensch wirklich zum Leben, zum Glücklichsein? Wer von uns beiden macht etwas falsch?

[…] Es besteht ja immer die Tendenz, die anderen ändern zu wollen. Sie sind arm, sie leben schlecht, sie sind krank, sie ernähren sich mangelhaft. Aber sind sie deswegen unglücklich?

Wir Einwanderer halten uns selbst für fortschrittlicher, dabei haben wir nur andere Bedürfnisse: Ich brauche mein Haus, meine Sicherheit, meine Privatsphäre, ich brauche ein bestimmtes Maß an Hygiene. Ich muss mich selbst verwirklichen können. Ich kann nicht nur vor mich hin leben, ohne etwas zu leisten, ohne mich gebraucht zu fühlen.
Viele Paraguayer scheinen solche Bedürfnisse nicht zu haben: Sie leben einfach.

Ein paar Daten über Paraguay

Die geschriebene Geschichte Paraguays ist kurz; das Land wurde ursprünglich von verschiedenen nomadischen und halbnomadischen Indianerstämmen mit einer reichen mündlichen Kultur bewohnt. Vor 500 Jahren wurde es von der spanischen Krone erobert; 1810 befreite es sich und wurde zu unabhängigen Republik.
Durch die Unterwerfung der Guaraní-Indianern kam es zur Vermischung der Weißen mit ihnen. Trotz des Völkermords an den Guaraní-Indianern, die heute nur noch 1,7% der paraguayischen Bevölkerung stellen, ist Guaraní bis heute die meistgesprochene Sprache. In den Städten wird allerdings mehr Spanisch gesprochen.
Seit seiner Entstehung hat sich Paraguays Geschichte kaum geändert. Es ist bis heute ein Land, dessen Entwicklung durch die Machtinteressen von Nachbar- und Industrieländern, unstabile Regierungen, die von Korruption gezeichnet sind, und durch die Plünderung seiner Naturschätze begrenzt ist.

Das Fehlen einer strategischen Armutsbekämpfung durch den Staat und die stattdessen vom Präsidenten selbst vertretene populistische und ausschließlich an einzelne Bevölkerungsgruppen gerichteten, nur problemmildernden Maßnahmen lassen keine Verbesserung der Chancen zur Deckung der Grundbedürfnisse für die große Mehrheit der Bevölkerung erwarten.
In Paraguay überlässt der Staat einen Großteil des Landes seinem Schicksal, was am Fehlen von Krankenhäusern, Bildungsstätten, grundlegenden Versorgungsleistungen wie Trinkwasser und Strom deutlich wird.

Zum Gesundheitssystem:
Mit Pro-Kopf-Ausgaben für das Gesundheitswesen von 31 US-Dollar, liegt Paraguay an drittletzter Stelle in Lateinamerika.
81% der parag. Bevölkerung verfügen über keinerlei Gesundheitsvorsorge. Die Anteile an Todesfällen der Mütter bei der Geburt ist eine der höchsten in Lateinamerika. 27% der Kinder werden außerhalb von Krankenhäusern entbunden, das heißt mit Naturheilern, Geburtshelfern oder Nachbarn.
Das Fehlen einer Ernährungspolitik kommt in hohen Unterernährungsraten zum Ausdruck. 14% der paraguayischen Bevölkerung ist unterernährt und 9% der Kinder kommen mit Untergewicht zur Welt.
Nach Angaben der UNICEF gibt es in Paraguay 35 000 Kinder unter fünf Jahren mit ernster Unterernährung, 141 000 Kinder dieser Altersgruppe und 45 000 schwangere Frauen, die unterernährungsgefährdet sind.

Bildungssituation:
Nach der Verfassung ist die neunjährige Pflichtschule kostenfrei. Aus amtlichen Statistiken und Untersuchungen des Bildungswesens geht jedoch hervor, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht in den Genuss dieses Rechtes kommt.

Den am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen (Landbevölkerung, Bewohner städtischer Armensiedlungen, Mädchen, Indigene und Behinderte) ist der Besuch öffentlicher Schulen weitgehend unmöglich gemacht. Die Anzahl der Analphabeten wird auf 27,4% geschätzt.
Die indigene Bevölkerung ist ohne Zweifel am stärksten benachteiligt. Durchschnittlich wurde die Schule von ihnen 2,2 Jahre besucht. Jeder zweite Indigene ist Analphabet.

Obwohl sich das Bildungs- und Kulturministerium für 2005 zum Ziel gesetzt hatte, 600 Klassenräume neu zu bauen, wurden letztendlich nur 50 fertiggestellt.

Freitag, 7. Mai 2010

Parque Nacional Rio Pilco Mayo



Donnerstags traf ich mich mit Benny, einem anderen Freiwilligen aus Paraguay, in Asuncion wo wir einen gediegenen Abend verbrachten. Morgens stiegen wir, jeder mit Rucksack und Schlafsack bewaffnet, aufs Motorrad und brausten los zum Río Paraguay, der die Grenze zu Argentinien bildet. Obwohl hier jetzt schon bald der Winter beginnt, hatten wir sehr Glück mit dem Wetter. Über uns schien die Sonne vom blauen Himmel und es hatte knapp 30 Grad.

Wir fuhren vorbei an schier unendlichen Viehweiden, Bananenplantagen und Madiocafeldern über denen Adler und Geier ihre Kreise zogen. Nachmittags kamen wir an unserem Ziel an: dem Nationalpark Pilcomayo.
Trotz dem wunderschönen Wetter sahen wir das ganze Wochenende über keinen einzigen anderen Turisten, sondern nur den netten Park Ranger.
Bis zum Sonnenuntergang verbrachten wir die Zeit an einem wunderschönen See in dem sich Yacarés (Krokodile) sonnten und in dem es wohl auch Piranhas gibt. Trotz der Beruhigung des Rangers, dass die Tiere nicht gefährlich seien, ließ ich es dennoch lieber mit dem Baden.
An dem See wimmelte es außerdem von unzähligen Vögeln in allen Größen und Farben. Auch den bekannten Tucan mit seinem riesigen rot-gelben Schnabel konnten wir beobachten. Außerdem zogen regelmäßig Schwärme von Loritos (kleine, grüne Papageien) über uns vorbei.

Als es dunkel wurde (inzwischen dämmert es schon um 5 Uhr!) suchten wir uns einen Schlafplatz, bauten das Mosquitonetz auf und machten uns ein kleines Feuer. Wir kochten uns eine lecker Nudelsuppe und tranken dazu Mate de Pomelo aus frisch gepflückter Pomelo. Zur Zeit ist nämlich die Citrus epoca, sodass überall Bäume voller Zitronen, Mandarinen, Orangen und Pomelos stehen. Riiiico =)

Nach einem sehr gediegenen Abend krochen wir in unsere Schlafsäcke und schliefen durch bis zum nächsten Morgen. Um 7Uhr ging es weiter mit dem Mopped zu einem Nebenarm des Río Pilcomayo. Auf dem Weg dorthin fuhren wir über riesige Flächen, auf denen nur eine bestimmte Art von Stechpalme wächst. Auch hier sahen wir riesige Geier und Adler, die auf den Palmen saßen und uns beäugten. Einmal huschte uns sogar ein kleiner Fuchs über den Weg. Nur Nandus bekamen wir leider nicht zu sehen, die es hier geben soll.
Wir sonnten uns noch einige Stunden am Fluss und genossen die unberührte Natur, bis wir uns wieder auf den Heimweg machten.

Auf jeden Fall wieder ein total schönes Wochenende, das ich besonders genossen habe, da die Wochen bis zu meinem Rückflug so langsam schon an den Händen abzuzählen sind. Einerseits freue ich mich schon total darauf alle wieder zu sehen, andererseits wird mir der Abschied von diesem wundervollen Land verdammt schwer fallen...

Dienstag, 20. April 2010

4-Tages-Ausflug




Da mein 3-Monate-Visum kurz vor dem Ablaufen war, nutzte ich letztes Wochenende die Chance und und machte mich für 4 Tage auf in den Süden Paraguays und anschließend über die Grenze nach Posadas/Argentinien.
Freitags fuhr ich Benny und Nina in ihrem Projekt besuchen, wo ich bis Sonntag morgen blieb. Wir verbrachten zwei sehr gediegene Tage, tagsüber am Río Paraná wo wir Charango, Guitarra und Mundharmonika spielten und abends wurde kräftig gefeiert..

Sonntag morgens stellte ich mich an die Straße und um das Busgeld zu sparen wollte ich bis Posadas trampen. Glücklicherweise hielt auch recht schnell ein Auto, das mich mitnahme. Meine zweite Mitfahrgelegenheit war zufälliger Weise sowieso auf den Weg nach Posadas und wartete sogar an der Grenze auf mich, bis ich meinen Aus- und Einreisestempel hatte. Ein total korrekter, netter Mann, mit dem ich mich die ganze Fahrt über unterhielt und der mich anschließend sogar zu sich nach Hause zum Asado-Essen einladen wollte. Da ich jedoch die Stadt erkunden wollte, lehnte ich dankend ab. Er gab mir noch seine Handynummer und lud mich ein (befahl mir...), bei ihm Abend zu essen und bei ihm zu übernachten, falls ich nichts finden sollte.

So bummelte ich den Nachmittag über durch die wunderschöne Stadt, bemerkte zu meinem Schrecken jedoch, dass keine Geldwechselstube mehr offen hatte und ich nur paraguayische Guaranies in der Tasche hatte. Ich hatte den Tag über noch nichts gegessen und getrunken und hatte ordentlichen Hunger. Als ich an einer Baustelle vorbei lief, riefen mich auf einmal ein paar Arbeiter, die gerade Siesta machten und Mittag aßen. Sie fragten mich, ob ich nicht mit ihnen mitessen wolle und ich nahm dankend an. Es gab leckeres Hähnchen, Salat und Mandioka. Ich unterhielt mich noch ca eine Stunde mit ihnen und lief dann gesättigt an der Uferpromenade weiter.
Als ich eine Familie traf, die dort auf einer Bank saß, fragte ich sie ob es in der Nähe einen Park gäbe, in den ich mich setzen könne. Sie gaben mir Auskunft und fragten, ob ich nicht einen Moment auf einen Mate bleiben wolle. Da es unhöflich wäre abzulehnen, setze ich mich zu ihnen und wir unterhielten uns. Nach einer Weile packten sie Sandwiches und Cola aus und bestanden darauf, dass ich mitaß. So wurde aus einer Weile mehr als 2 Stunden bis wir uns verabschiedeten.

Den restlichen Tag verbrachte ich an der Uferpromenade, spielte Charango und schaute den Sonnenuntergang über dem riesigen Río Paraná an. Plötzlich hielt hinter mir ein Auto und jemand rief „Florian! Vení a tomar Mate!“ Es war die Familie von vorher, die auf dem Heimweg war und mich zufällig gesehen haben. So packten sie Klappstühle aus und wir tranken am Straßenrand noch einen Mate und tauschten Mailadressen aus.
Anschließend fuhren sie mich zu dem netten Mann, der mich nach Posadas mitgenommen hatte. Der freute sich sehr als ich kam, stellte mir seine Familie vor und tischte ein seeehr gediegenes Abendessen auf. =)
Noch bis spät in die Nacht tranken wir wir zusammen Wein und Bier, bis er mir mein Bett zum schlafen zeigte. Als ich ihn bat ein wenig Geld für all das anzunehmen, meinte er ich sei verrückt und wirkte fast beleidigt.

Früh am nächsten Morgen machte ich mich auf den Heimweg und kam pünktlich um halb drei, zum Unterricht geben, zuhause an.

Sonntag, 28. März 2010

3-tägige Motorradtour gen Chaco Paraguay

Letzte Woche beschloss ich spontan mir den Norden Paraguays etwas anzuschauen. An dieser Stelle eine kurze Erklärung: Paraguay kann man in zwei sehr unterschiedliche Regionen einteilen: der Chaco im Norden, wo es sehr wenig regnet, sehr unfruchtbar und kaum besiedelt ist. Im Gegensatz dazu der südliche Teil, dort ist es sehr fruchtbar und 95% der Einwohner Paraguays leben in diesen ca 30% der Landesfläche.
Nun gut, Samstag packte ich also meinen Rucksack mit Mosquitonetz, Notfallsprit, Taschenmesser, Kochtopf, Steinschleuder und Angel und machte mich auf gen Norden.
Die meiste Zeit ging es vorbei an riesig großen Estancias mit entweder schier unendlichen Viehweiden oder Sojafeldern. Rechts und links konnte man bis zum Horizont nichts anderes sehen. Verdammt beeindruckend. Abwechslung brachten bunte Vögel, wilde Meerschweinchen und die ominösesten überfahrenen Tiere am Straßenrand.
Ab und zu kam ich an Flüssen oder kleinen Seen vorbei, wo ich eine kurze Pause einlegte und mich im Wasser erquickte. =) Denn trotz Fahrtwind kommt man bei ca 38 Grad ornlich ins Schwitzen.

Abends traf ich in einer Stadt ein, wo zufälliger Weise gerade Benny und Nina (auch Volontäre in Paraguay) eine reunión hatten. Dort verbrachte ich einen gediegenen Abend und blieb auch noch über Nacht. Am nächsten Morgen brach ich jedoch wieder auf und machte mich auf zur Laguna Blanca. Dies ist ein See auf schneeweißem Sand, sodass das Wasser glasklar ist. Die Laguna liegt 40km von der asphaltierten Straße entfernt und der Weg dorthin ist eher off- als onroad, sodass ich die meiste Zeit stehend fahren musste. Verdammt spaßig =)

An der Laguna angekommen mietete ich mir ein Kanu und paddelte über den See, bis ich eine schöne, einsame Sandbucht mit Kakteen und Pomelobäumen fand. Dort machte ich mir erstmal ein Feuerchen, auf dem ich mir mein Mittagessen kochte. Eigentlich hatte ich vor, Fisch dazu zu essen, aber die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und am Ufer gab es keinen Schatten, sodass ich mich mit einer Reispfanne vergnügen musste.

Am späten Nachmittag paddelte ich wieder zurück zu meinem Motorrad und machte mich auf den Weg Richtung Süden. Kurz vor Sonnenuntergang überquerte ich einen Fluss, wo ich beschloss zu nächtigen. Ich fuhr noch etwas stromaufwärts von der Straße weg und baute dort am Ufer mein Mosquitonetz unter einem Limonenbaum auf. Gediegen kochte ich mir ein Süppchen, hörte Musik, genoss die Ruhe und bestaunte den Sonnenuntergang. Zufälligerweise hatte ich noch einen Schluck Rum im Rucksack, mit dem ich mir ein leckeres Cocktail mit frischen Limonen machte.
Als mich die Mosquitos beinahe auffraßen kroch ich unter mein Netz und schlief mehr schlecht als recht bis zum nächsten Morgen.
Noch bevor die Sonne aufgegangen war packte ich meine Sachen zusammen und fuhr zurück nach Ypacaraí, wo ich pünktlich zum Nachhilfeunterricht ankam.

Ansonsten läuft hier alles wie gewohnt, morgens fahre ich den Schultransport und Nachmittags gebe ich Unterricht. Nur dass wir immer noch kein fließendes Wasser haben. Jedoch kommt jetzt zumindest nachts ca zwischen 12 und 5 Uhr ein bisschen was. Da sammeln wir es dann in großen Kanistern, damit wir tagsüber Trinkwasser haben.

Mittwoch, 10. März 2010

Wassermangel

In den letzten Wochen hatten wir immer mehr Probleme mit dem Wasser, da es die letzten Monate kaum geregnet hat. Täglich hatten wir mehrere Stunden kein Wasser und seit einer Woche haben wir jetzt überhaupt kein fließendes Wasser mehr.

Anfangs war das noch ganz lustig. Das Wasser fürs Klo mussten wir mit einem Eimer aus der Pileta holen und Trink- und Spülwasser holten wir täglich in einem Kanister vom Nachbarort. Doch inzwischen sind auch die Wasserspeicher leer, mit denen alle unsere Tiere versorgt werden, sodass es langsam brenzlig wird. Daher fuhren wir gestern mehrfach zum Cantera-See und füllten insgesamt 16 Kanister mit jeweils 200 Litern mit dem Seewasser. Und das ganze von Hand mit einem Eimer.

Trinkwasser besorgen wir uns inzwischen aus einem der Brunnen der Cantera-Siedlung. So richtig wie aus dem Bilderbuch, mit einer Umlenkrolle, Seil und Eimer. Das geht ganz schön auf die Arme, den Eimer so oft den 10m Schacht hochzuziehen bis man den 200l Kanister voll hat.

Auf jeden Fall lernt man so, sparsam mit dem Trinkwasser umzugehen.

Das geht natürlich auch ein wenig auf die Hygiene. Ich gehe zwar täglich im See baden, jedoch kann ich inzwischen trotzdem meine Haare beliebig formen, als hätte ich ein Pfund Butter einmassiert.

Ich glaube nach 5 Tagen ohne Dusche gönne ich mir heute mal einen Liter Wasser um die Haare mit Shampoo waschen zu können. Wird langsam selbst mir unangenehm.

Jedoch trotz der Wasserprobleme hier lassen wir uns das Feiern natürlich nicht verderben. Am Wochenende war ich auf einer rießigen Open Air Carnaval-Feier bei der die Tanzfläche ein ca 40x30m großes Becken mit knietiefem Wasser war. Dieses war voll mit Menschen, die bis in die Morgenstunden zur Musik tanzten. War richtig divertido!

Jetzt am Wochenende fahre ich mit Rivka (meine Mitvolontärin), Jenny (die hier gerade Urlaub macht) und vielleicht noch ein paar Freunden von hier, ins Landesinnere, wo Bekannte ein 14 Hektar Grundstück mit schönem Haus, Palmen und Pool haben. Sie sind über das Wochenende unterwegs und fragten uns, ob wir solange auf das Haus aufpassen können.

Sozial wie ich bin erklärte ich mich natürlich bereit, meine Zeit dafür zu opfern...

Montag, 15. Februar 2010

Die letzten Ferienwochen






Inzwischen sind die Ferien zu Ende gegangen und heute fingen die ersten Schulen wieder mit dem Unterricht an.
In der letzten Ferienwoche belohnten wir die 14 Kinder mit den besten Zeugnissen. Mit dem Schulbus fuhren wir zuerst eine schöne, alte Kirche besichtigen und anschließend in einen Park mit einem großen Bach und mehreren kleinen Wasserfällen. Dort wurde dann den restlichen Tag geplanscht. Für die Kinder war das etwas ganz Besonderes, da die meisten noch nie richtig aus Ypacaraí rausgekommen sind.

Am Wochenende ging es zum Carnaval nach Villarica, eine Stadt circa 3h von hier entfernt. Die Fastnachtsumzüge hier lassen sich kaum mit denen aus Deutschland vergleichen; die extra weiß gestrichene Straße wurde von riesigen, aufwendig geschmückten Wagen befahren, auf denen Mega-Anlangen standen, die die Gegend mit Regueton beschallten. Hinter den Wagen liefen tänzelnd, mit Federn und aufwändigen Kostümen geschmückte, hübsche Paraguayerinnen her. Jedoch waren nicht alle so aufwändig bekleidet, so manche tanzte einfach nur in String und Bikini, was jedoch bestimmt an der Hitze lag.

Vor ein paar Tagen fand ich einen jungen Papagei mit verletztem Flügel, der wahrscheinlich von einer Katze verletzt wurde. Ich nahm ihn mit in mein Zimmer und versuchte ihn aufzupäppeln. Nach 3 Tagen ist er jedoch leider gestorben.. =(
Dafür habe ich mich jetzt noch einmal an die Wachtelzucht getraut. Nachdem die letzten in ihrem Freigehege alle von Hunden aufgefressen wurden, habe ich die Vögel diesmal zum Papagei in seinen großen Käfig gesteckt. Hoffen wir mal, dass ich diesmal mehr Erfolg habe.

Freitag, 29. Januar 2010

Meine Reise durch Argentinien und Bolivien

Nach der nicht ganz so angenehmen Nacht unter freiem Himmel auf 3000müNn fuhren wir zurück nach Mendoza und von dort weiter richtung Norden nach Salta. Eine sehr schöne Stadt, geschmiegt in ein Tal und mit regem Nachtleben. Da es uns langsam jedoch nach Bolivien trieb, nahmen wir uns schon in der selben Nacht einen Bus nach Villazon/Bolivia.

Sehr beeindruckend war, dass man schon direkt an der Grenze die extreme Armut Boliviens sehen konnte: Die Häuser sind sehr einfach gebaut, es gibt viele Menschen die am Straßenrand Schmuck und Essen verkaufen und fast jede Frau trägt die typisch bolivianische Tracht. Diese besteht aus mehreren langen Röcken, um den Körper geschlungene bunte Tücher, zwei lange Zöpfe und einen Hut auf dem Kopf.

Was ich außerdem sehr lustig fand ist, dass man TNT-Sprengstoff auf der Straße kaufen kann. Eine Stange mit Zünder kostet ganze 2 Euro! hihi

Weiter ging es nach Tupiza. Dort mieteten wir uns einen Jeep mit einheimischem Führer und machten uns auf eine 4-tages Tour durch die Anden Boliviens bis nach Uyuni. Das war auf jeden Fall eine verdammt beeindruckende Fahrt bei dem einem nicht langweilig wurde. Täglich gab es irgendeine Panne, entweder ein Reifen platzte oder wir blieben im Sand oder einem Fluss stecken. Glücklicherweise konnten wir uns aber immer befreien.

Die Straßen bestanden entweder aus aus Erde oder Geröll und links und rechts erstreckten sich wunderschöne Landschaften mit Bergen, Tälern, Kakteen, Nandus, Lamas, Vicunhas, Chinchillas und Flamingos.

Ab und zu trafen wir auch auf kleine Andendörfer, mitten in der Pampa mit 10-20 Hütten aus Lehm und Stroh. Wie man dort leben kann ist mir ein Rätsel.

Die Höhepunkte waren zum einen die Lagunas, die durch die vielen Mineralien in den unterschiedlichsten Farben schillerten und von hunderten von Flamingos übersät waren. Despues kamen wir an brodelnden Geysiren vorbei, die stark nach Schwefel rochen und dampfenden, heißen Matsch ausspuckten. Auch an Vulkanen fuhren wir vorbei, die im Moment jedoch leider nicht aktiv waren.

Am letzten Tag ging es noch durch die größte Salzwüste der Welt, bei der man stundenlang über eine 1m dicke Salzschicht fährt. (ich habe daran geleckt, es ist tatsächlich reines Salz!)

Nach dieser sehr abwechslungs- und erlebnisreichen Tour ging es weiter gen Westen nach Sucre. Nachdem wir unsere Rucksäcke in einem billigen Hostal abgelegt hatten mieteten wir uns Offroad-Motorräder und machten uns mit einem Führer auf eine extrem spaßige Tour durch die Anden Sucres.

Außerdem machten wir eine Führung in ein Bergwerk. Das war eines meiner beeindruckendsten Erlebnisse: in den Stollen arbeiten ca. 8000 Männer privat. Das heißt, jeder kann ein bisschen Miete zahlen und dann in den Stollen Mineralien abbauen. In den Gängen muss man gebückt laufen und zum Teil auf dem Bauch kriechen! Sauerstoffversorgung oder Strom gibt es keine.

Wegen dem immensen Staub haben die Arbeiter eine Lebenserwartung von 40-50 Jahren. Es wird 10-12 Stunden pro Tag gearbeitet und nicht selten sind auch Kinder von 10-15 Jahren in den Stollen.

Wegen schlechter Absprache zwischen den Arbeitern und den üblen Arbeitsbedingungen sterben ca 50 Menschen pro Jahr an Unfällen.

Jedoch wird diese harte Arbeit zumindest durch einen recht guten Lohn belohnt. Je nach Ausbeute verdient man 100-300 Euro pro Monat. Das ist deutlich höher als der Durchschnittslohn in Bolivien.

Das war auf jeden Fall ein sehr beeindruckendes und bedrückendes Erlebnis.

Zu guter Letzt fuhren wir noch nach Santa Cruz, wo wir merkten, dass uns die Zeit bis zum Zwischenseminar in Argentinien zu knapp wird. Daher mussten wir uns spontan einen Flug buchen, um die ca. 40 Stunden Busfahrt zu umgehen. Glücklicherweise konnten wir einen recht günstigen bekommen und kamen daher pünktlich in Eldorado zum Seminar an.

Auf diesem tauschten wir uns mit den anderen Freiwilligen aus, besprachen Probleme, diskutierten viel und hatten sehr viel Spaß.

Sooo, und nun bin ich endlich wieder zu Hause und habe auch schon alle Hände voll zu tun. Das Schulungsgebäude soll bald startbereit sein, täglich sammeln wir mehrere hundert Kilogramm Mangos für die Schweine und heute habe ich mit Nico einen Wachtelkäfig gebaut. Ja, ich probiere es noch einmal mit der Wachtelzucht! =)

Außerdem bin ich auch kräftig am Charango üben, ein Mandolinen-ähnliches Instrument mit 10 Seiten, das ich mir in Bolivien gekauft habe. Bin mal gespannt, ob ich das bis zu meiner Heimreise einigermaßen beherrsche.


Sonntag, 10. Januar 2010

Jeeptour durch die groesste Salzwueste der Welt

Da ich in den letzten Tagen viel zu viel erlebt habe um alles zu erzaehlen, stelle ich jetzt einfach ein paar Bilder online.
Die 4-taegige Jeeptour durch die Anden Boliviens war auf jeden Fall hammermegageil und verdammt beeindruckend!!!






Montag, 4. Januar 2010

Kurzer Zwischenbericht




Auch diesesmal muss ich mich kurz fassen, da in Kuerze unser Bus nach Salta faehrt.

Sylvester verbrachten wir auf einer Dachterrasse einer Studenten WG mitten in Buenos Aires, mit Ausblick ueber grossteile der Stadt. Verdammt geile Party, die bis in die Morgenstunden andauerte.

Nach ein paar Stunden Schlaf, stiegen wir nachmittags in den Bus und kamen 20 Stunden spaeter in Mendoza an, eine Stadt Nord-Argentiniens am Rande der Anden. Tagsueber schauten wir uns die wunderschoene Stadt an und nachts schliefen wir in einem Hostal.

Am naechsten Morgen ging es um 6 Uhr vier Stunden mit dem Bus in die Berge. Dort fanden wir einen Fuehrer, mit dem wir per Pferd einen 4000er erklommen. Hat verdammt Spass gemacht! =) Uns wurde gesagt, dass dort eine Huette steht in der man uebernachten kann, doch leider fanden wir dort keine Menschenseele vor. Darum bauten wir uns aus Blech und Planen, die dort herumlagen einen kleinen Schutz vor dem Wind.
Bloederweise wurde es immer kaelter, der Wind pfiff uebertrieben stark und langsam droehnte uns der Kopf von der duennen Luft. Darum machten wir uns wieder an den Abstieg und uebernachteten auf ca 3200m im Schutz eines Felsens unter freiem Himmel. Der Sternenhimmel war zwar wunderschoen, aber viel Schlaf fanden wir in dieser Nacht nicht.

Sodele, jetzt muessen wir schleunigst los, damit wir den Bus nicht verpassen.

Weihnachten bei 30 Grad




Nach der, diesmal 20 Stunden langen, Busreise nach Buenos Aires, wurde ich am Terminal schon erwartet und so machten wir uns auf zu Hannahs WG, in der ich auch übernachtete. Mittags ging ich jedoch noch mit in ihr Projekt, in dem ein kleiner Weihnachtsgottesdienst stattfand. Abgerundet wurde der Tag mit einem typisch argentinischem Asado, zuhause bei einer Projektmitarbeiterin.


Am nächsten Morgen trafen wir uns mit den Anderen, und setzten zu fünft mit der Fähre in Tigre ab. Unser Ferienhaus lag im Tigredelta auf einer kleinen Insel der unzähligen Nebenarme des Río Paraná und des Río de la Plata. Es war ein wunderschönes Haus, direkt am Wasser, mit Steg, Kanu, großem Steingrill, Terrasse und Rasenfläche. Einfach traumhaft.


Sogar der Fluss war sehr fischreich, sodass wir täglich ominöse Fische angelten, die quakten und Stacheln an den Flossen hatten, mit denen mir einer mal ordentlich in die Hand stach.

Heilig Abend hatte es ca. 30 Grad. Tagsüber sonnten wir uns auf dem Steg, lasen, angelten, spielten Gitarre und genossen die idyllische Flusslandschaft. Als es anfing zu dämmern, fingen wir mit den Vorbereitungen des Abends an. Wir räumten das Wohnzimmer schön auf und Merle hatte sogar einen hübschen Plastikweihnachtsbaum und selbstgebastelten Weihnachtsschmuck von den Kindern ihres Projektes dabei. So bekamen wir mit Hilfe vieler Kerzen und Klimaanlage sogar einen richtigen Weihnachtsflair ins Haus.


Den Abend begannen wir mit einem richtigen Festmahl; Asado wurde gegrillt, dazu gab es mehrere verschiedene Salate, selbst geangelten Fisch, verschiedene Soßen, Fladenbrot und argentinischen Vino tinto. Und zum Nachtisch Birne Helene.

Anschließend wollten wir eigentlich einen Weihnachtsgottesdienst auf dem Festland besuchen. Da wir jedoch keine Uhrzeit herausfinden konnten, gestalteten wir uns selbst den Abend.

Nachdem wir Weihnachtslieder mit Gitarren und Flötenbegleitung gesungen haben, laßen wir noch die Weihnachtsgeschichte aus der spanischen Bibel. Danach wurde noch gemütlich Wein getrunken und ich setzte mich mit Christoph auf den Steg (unter ein Mosquitonetz) wo wir bis in die Morgenstunden zusammen Gitarre spielten und sangen.


An den restlichen Tagen bekamen wir fast täglich Besuch von weiteren Freiwilligen aus dem Raum Buenos Aires, die jeweils ein paar Tage hier verbrachten.

Die Woche ging leider viel zu schnell vorbei.